Und gerade jetzt, als Hassenreuter dem Dachboden der Mietskaserne (und den darin wohnenden sozial deklassierten Halbweltlern) den Rücken kehren will, wird dieser urplötzlich zum Schauplatz realer Tragödien. Denn während auf dem Dachboden Hassenreuters gut behütete Tochter mit einem abgebrochenen Theologiestudenten techtelt und er selbst ein Verhältnis mit einer nicht mehr ganz "jungen Naiven" aufwärmt, hilft seine Putzfrau Jette John dem in andere Umstände gekommenen polnischen Dienstmädchen bei der Entbindung eines Kindes. Die Mutter will das Baby nicht, auch nicht der Vater. Aber Mutter John hat einen Vorschlag: Wenn man sich einigen täte, unter Frauen ... Denn sie braucht das Baby, ohne Kind ist keine Familie, und ihr Mann, seit Jahren im Außendienst, findet womöglich nie wieder nach Hause oder haut ab nach Amerika. Seit dem Tod des eigenen Kindes war bei Johns nichts mehr wie vorher. Mit dem neuen Baby soll sich alles zum Guten wenden. Und wer will darüber richten, was eine wahre Mutter ist?
Hassenreuters Probenraum wird zum Schauplatz einer Tragödie, die sich seiner Regie entzieht. Hassenreuter versteht die Welt nicht mehr.
Gerhart Hauptmanns umstrittene und viel gespielte Berliner Tragikomödie aus dem Jahre 1911 war in Leipzig das letzte Mal in einer Inszenierung von Gotthard Müller zu sehen, Premiere am 16.12.1983. Karin Henkel, die in Leipzig mit ihrer Interpretation von Lessings "Miß Sara Sampson" überzeugte und dieses jahr den Caroline-Neuber-Preis der Stadt Leipzig erhält, wird diesen modernen Klassiker neu erzählen.
Es spielen: Jana Bauke, Carolin Conrad, Heidi Ecks, Silvia Weiskopf, Armin Dillenberger, Thomas Huber, Andreas Keller und Torsten Ranft
Premiere "Die Ratten" am 18.3. um 19.30 Uhr im Schauspielhaus,
anschließend öffentliche Premierenfeier.
Premierenkarten Schauspielhaus 12 bis 27 Euro
Nächste Vorstellungen 24. und 29.3. , jeweils 19.30 Uhr, weitere Termine ab April.
Die Preisverleihung Caroline-Neuber-Preis der Stadt Leipzig an Karin Henkel findet im Rahmen der Matinee zu "Die Ratten" statt am 12.3. um 11 Uhr im Schauspielhaus. Eintritt frei.