Tatsächlich ist ihm auf Anhieb ein Sinnbild des großen Menschheitsdramas gelungen, das in der verzweifelten Frage des zum Dorfschullehrer abgesunkenen Platonow an die junge, aus Moskau aufs Land gekommene Sophia anklingt: „Das Leben! Warum leben wir nicht so, wie wir könnten?“Niemand in dem vielköpfigen Gesellschaftsrondo des Stücks ist von einer Antwort weiter entfernt als der tragikomische Titelheld, dem als einem zynisch-selbstgefälligen Dorf-Don-Juan alle Frauen verfallen und der doch vor Selbstmitleid und Entschlussschwäche zu keiner Bindung fähig ist. Ein Drama hochfliegender Hoffnungen und zerbröckelnder Lebensziele.
In all seinen Stücken rennt Tschechow gegen die verschlossenen Türen individueller Lebenseinsicht und gesellschaftlicher Borniertheit an. „Ich wollte den Menschen nur ehrlich sagen: ‚Schaut, wie schlecht und langweilig ihr lebt!’ Die Hauptsache ist, dass die Menschen das begreifen.“ Doch dieses Angebot an Einsicht kommt leichtfüßig daher, mit viel Sinn für die menschliche Komödie und die lächerlichen Seiten von Vergangenheitsseligkeit und Gegenwartsflucht. Tschechow ist ein Aufklärer voll Sympathie und Herzenswärme für die vielen unaufgeklärten Fälle von mangelndem Lebensmut, die er schuf.
Inszenierung Pan Danubia (Cornelia Crombholz und Sandy Lopicic)
Bühne und Kostüme Florian Barth
Musik (und Klavier) Sandy Lopicic
Mit Anna Petrowna Wojnizewa Martina Stilp
Sergej Pawlowitsch Wojnizew Dominik Warta
Sofia Jegorowna Sophie Hottinger
Iwan Iwanowitsch Trilezkij Gerhard Balluch
Nikolaj Iwanowitsch Trilezkij Sebastian Reiß
Michail Wassiljewitsch Platonow Jan Thümer
Alexandra Iwanona (Sascha) Susanne Weber
Porfirij Semijonowitsch Glagoljew 1 Otto David
Kirill Porfirjewitsch Glagoljew 2 Markus Schneider
Abram A. Wengerowitsch Franz Solar
Ossip, Pferdedieb Gerhard Liebmann
Marja Jefimowna Grekowa Frederike von Stechow
Bass und Gitarre Sasenko Prolic
Geige Boris Mihaljic
Akkordeon Christian Bakanic