Ausgangspunkt für das künstlerische Nachdenken über das Ausbrechen aus Welten der Vernunft und Unvernunft war Milo¹ Formans Kinofilm „Man on the Moon“ (Der Mondmann) über die Lebensgeschichte von Amerikas wohl seltsamstem Komiker Andy Kaufman, der im Leben und auf der Bühne stets das Gegenteil vom dem tat, was von ihm erwartet wurde. Sein Witz bestand darin, gar nicht lustig zu sein. Seine größte Qualität, sein Publikum so nachhaltig mit der Grenzenlosigkeit seiner Rollenspiele zu verwirren, führte schließlich dazu, dass es seinen Tod für seinen besten Witz hielt. „What is real? What‘s not? That‘s what I do in my act, test how other people deal with reality.“ so beschreibt Kaufman seine unablässigen Versuche, sich zur Welt, in der er lebte ins Verhältnis zu setzen. „World of Reason“ führt diese Gedanken fort und verortet sie auf der Bühne.
Wie „Der perfekte Mensch“ und „Lost“ ist auch Giesches neuste Arbeit von einer poetischen Bilderwelt geprägt. Visual Poems nennt Giesche seine bildstarken und wortkargen Abende, bei denen bewegtes Bild, Sound- und Lichteffekte mit schauspielerischem Agieren auf der Bühne einhergehen und dabei sinnliche Assoziationsräume eröffnen. „Für mich ist die Bühne ein Raum, in dem alles möglich ist“, sagt der 32-Jährige. So wird die Bühne (Nadia Fistarol) in „World of Reason“ zu einem Kunstraum, der für die Zuschauenden sinnlich erfahrbar ist. Neben dem Bühnenbild kommen auch der Einsatz von Musik (Lorin Strohm) und Video hinzu. So soll das Publikum auf die Reise in andere Welten, fern der Schwerkraft mitgenommen werden. Dabei spielen der Humor und damit auch der Recherche-Ausgangspunkt Andy Kaufman eine wichtige Rolle, denn dieser Humor ist es vielleicht, mit dem man der Welt der Vernunft entgegentreten und ihr gleichzeitig entfliehen kann.
Alexander Giesche schloss 2011 sein Studium am Institut für angewandte Theaterwissenschaft in Gießen ab. All seine Arbeiten vereint ein starke visuelle Ebene: Er versteht sein „Theater“ als ein Labor, das die Konventionen des Genres zu ändern versucht, zirkulierend zwischen Performance und bildender Kunst. 2012 bis 2014 war Alexander Giesche als Artist in Residence am Theater Bremen engagiert und entwickelte neben dem Format „Giesche trifft…“ seine Bühnenarbeiten „Der perfekte Mensch“ und „Lost“ frei nach Motiven der gleichnamigen Fernsehserie. Seine erste Arbeit am Theater Bremen „Der perfekte Mensch“ wurde diese Spielzeit zu dem renommierten Festival „Radikal jung“ in München eingeladen. Bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater Heute wurde Giesche 2014 als Nachwuchsregisseur des Jahres genannt. Seit 2012 ist Alexander Giesche Masterstudent bei DasArts in Amsterdam.
Regie und Video: Alexander Giesche
Bühne und Kostüme: Nadia Fistarol
Musik: Lorin Strohm
Dramaturgie: Regula Schröter
Mit: Nadine Geyersbach, Andy Zondag
Weitere Termine unter www.theaterbremen.de