Wer dabei von der bolivianischen Polizei aufgegriffen wird, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit in Palmasola, dem grössten Gefängnis Boliviens. Palmasola nimmt in der zynischen Rankingliste der «härtesten Knäste» der Welt seit Jahren zuverlässig einen Spitzenplatz ein. Der bolivianische Staat stellt keine Zellen, sondern die Insassen müssen sich ihre Unterkünfte mieten, kaufen oder bauen, unter Umständen auch erkämpfen. Die Spannweite reicht von einfachen Pritschen bis zu komfortablen Unterkünften der Wohlhabenden und Bandenführer. In Palmasola sitzen 70 Prozent der Häftlinge ohne Urteil ein. Viele warten seit Jahren vergeblich auf ein Gerichtsverfahren, doch ohne Geld gibt es auch kein Recht. Das Südamerikanisch-Europäische Team um Christoph Frick hat seit Januar in Palmasola recherchiert, sprach mit Gefangenen, mit der Gefängnisleitung, mit Polizisten und Anwältinnen.
Palmasola erzählt von den Überlebenstrategien der Häftlinge und untersucht die Gesetzmässigkeiten dieses «Staates im Staat». Was sind Recht und Gerechtigkeit – auf dem Papier und in der Praxis? Nach welchen Gesetzmässigkeiten organisieren sich Gemeinschaften? Wie nehmen Kinder, die in diesem Gefängnis aufwachsen, die Welt und ihre Gesetzmässigkeiten wahr?
Publikumsgespräch mit Marcel Ruf (CH, Direktor Justizvollzuganstalt Lenzburg), Jorge Arias (BO, Schauspieler, sass zwei Mal in der Haftanstat Palmasola ein) und Christoph Frick (Regie Palmasola, künstlerischer Leiter KLARA Theaterproduktionen) im Anschluss an die Vorstellung vom 14. Oktober
Mit: Jorge Antonio Arias Cortez, Omar Callisaya Callisaya, Nicola Fritzen, Marioly Urzagaste Galarza; Regie: Christoph Frick; Musik: Bo Wiget und andere; Video: David Campesino; Dramaturgie: Carolin Hochleichter, Jhonnatan Torrez Casanoba; Produktionsleitung: Maxine Devaud
Weitere Vorstellungen: 12.10., 20:00 / 13.10., 19:00/ 14.10,15.10 jeweils 20:00
Theater / Reithalle