Zur Zeit des Kautschukbooms des 19. Jahrhunderts, dem indigene Völker, Wälder, Flüsse zum Opfer fielen, beginnt die theatralische Erzählung. Ausbeutung und Unterwerfung sind die Errungenschaften, die die westliche Zivilisation dem südamerikanischen Kontinent schenkt. Simon Baumann, Architekt und lupenreiner Idealist, will den Indianern Hochkultur als Ausgleich nahebringen und plant ein Opernhaus im brasilianischen Dschungel – Kunst versus Kapital. Die erschöpften, gefolterten Eingeborenen, die ums Überleben kämpfen, erweisen sich als „Kulturbanausen“, Caruso wird nur für die Gummibarone singen.
Gespiegelt wird das koloniale Desaster in Familienszenen der westeuropäischen Mittelschicht in den 90er Jahren: Vater KFZ-Werkstattbesitzer und Gummi Reifenhändler, Tochter Tänzerin in prekären Arbeitsverhältnissen. Der Neoliberalismus tritt an die Stelle kolonialer Ausbeutung – der Mensch in der Finanzkrise beutet nunmehr sich selbst aus. Einen Ausweg gibt es nicht: Als der Vater in den Irrungen einer Demenz versinkt, ergreift die Tochter die Gelegenheit, ihr Elternhaus zu verkaufen – um durch das gewonnene Kapital ein Stück Freiheit zu erringen.
Der Neoliberalismus tritt an die Stelle kolonialer Ausbeutung – der Mensch in der Finanzkrise beutet nunmehr sich selbst aus. „Unser“ Paradies wird überflutet von Material, Menschen, Menschenmaterial: Open-Source-Erinnerungen, Ertrunkene – ein großes Tohuwabohu der kommenden Gemeinschaft.
Mit Sven Dolinski, Alina Fritsch, Sabine Haupt, Philipp Hauß, Tino Hillebrand, Marta Kizyma, Peter Knaack, Anna Sophie Krenn, Katharina Lorenz, Nancy Mensah-Offei, Marie-Christiane Nishimwe, Elisabeth Orth, Christoph Radakovits, Sylvie Rohrer, Aenne Schwarz
Regie Robert Borgmann
Bühne und Kostüme Thea Hoffmann-Axthelm Musik Philip Weber
Video Lianne van de Laar Licht Michael Hofer
Dramaturgie Eva-Maria Voigtländer
20 Mi
AKADEMIE 19.00
22 FR
AKADEMIE 19.00
26 Di
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