Miki Kol (Georg Darvas), ein fünfzigjähriger Rechtsanwalt, muss wegen seinem unkorrumpierbaren Gerechtigkeitssinn eine einjährige Gefängnisstrafe antreten. Kurz vor Strafantritt erreicht ihn ein Anruf, der ihm die Perspektive einer Wiederaufnahme des verlorenen Prozesses eröffnet. In einer Folge von Telefongesprächen enthüllt sich nun vor den Augen des Publikums der haarsträubende Filz zwischen Wirtschaft, Justizapparat und Politik, aber auch das Chaos in Kols Privatleben. Wird es ihm gelingen in der kurzen Zeit die Fäden bis zu den eigentlich Schuldtragenden zurück zu verfolgen?
In diesem 2007 in Israel preisgekrönten Stück werden auf spannende, witzige und äußerst intelligente Art die großen Fragen nach Recht und Mensch-Sein dargestellt, fokussiert auf die schillernde Figur des Rechtsanwalts Miki Kol.
Joshua Sobol wurde 1939 als Sohn osteuropäischer Einwanderer in Tel Aviv geboren. Sobol lebte zunächst in einem Kibbuz und studierte dann an der Sorbonne in Paris, wo er in Philosophie promovierte. Sein erstes Stück „The Days to Come“ wurde 1971 am Stadttheater in Haifa uraufgeführt, wo Sobol von 1984 bis 1988 künstlerischer Leiter war. Sobols internationale Karriere begann 1983 mit „Weiningers Nacht“ („The Soul of a Jew“) über den
österreichischen Philosophen und Selbstmörder Otto Weininger am Theater Haifa, das zur Eröffnung des Edinburgh Festivals eingeladen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Peter Zadek brachte das Stück 1986 ans Hamburger Schauspielhaus, wo Paulus Manker die Titelrolle spielte.
Manker inszenierte das Stück 1988 am Wiener Volkstheater mit sich selbst in der Hauptrolle und verfilmte die Produktion, die 1990 bei der Berlinale zu sehen war.
Ein Welterfolg war 1984 „Ghetto“, das Peter Zadek an der Berliner Volksbühne herausbrachte. „Ghetto“ wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und in über 25 Ländern aufgeführt. Das Stück wurde in Deutschland zum besten Stück und zur besten Aufführung des Jahres gewählt. Mit den Stücken „Adam“ (1989) und Underground (1991) bildet es das Ghetto-Tryptichon. Als es 1988 im Zuge der Uraufführung seines Stückes „Das Jerusalem Syndrom“ zu heftigen Auseinander-setzungen und Protesten in ganz Israel kam, trat Sobol von seinem Posten als künstlerischer Leiter des Theater Haifas zurück und widmete sich nur mehr dem Schreiben. 1996 kreierte Sobol das Polydrama „Alma – A Show Biz ans Ende“ eine interaktive theatralische Reise durch das Leben der Künstlermuse Alma Mahler-Werfel, in der die Zuschauer hautnah durch die Szenen ihres Lebens wandern. Die Aufführung in der Regie von Paulus Manker wurde zum Kultstück und bereiste Wien, Venedig, Lissabon, Los Angeles und Berlin.
Mit „iWitness“ thematisierte Sobol 2003 die Geschichte des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter im Dritten Reich und zog Parallelen zu jungen Soldaten der israelischen Armee, die sich
weigern, in den besetzten Gebieten Dienst zu tun. Sobols Roman „Schweigen“ kam 2001 im Luchterhand Verlag heraus, sein zweiter Roman „Whisky’s
Fine“ erschien 2005. Jüngste Regiearbeiten: 2007 Stadttheater St. Gallen „Der Kaufmann von Venedig“, 2008 Stadttheater Klagenfurt „Ghetto“.
"Kols letzter Anruf"
Mit: Georg Darvas
Regie: Joshua Sobol
Bühnenbild: Edna Sobol
Licht: Cornelius Hunziker
Rechte: Litag Theaterverlag Bremen
Übersetzung: Sharon Nuni
Spielzeit: 12.–15. & 18.–22. Mai, jeweils 20.30 Uhr
Theater Nestroyhof Hamakom
Transit - Verein für darstellende und bildende Kunst
Nestroyplatz 1, A- 1020 Wien
t: +43 1 8900 314
f: +43 1 8900 314-15
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