von zarter Entdeckung ersten Verliebtseins bis zum rasenden Liebeswahn. Orlando und seinen drei Liebes- und Leidesgenossen steht der Magier Zarathustra gegenüber oder auch mal im Weg, während er immer wieder ins Geschehen eingreift und heimlich alle Fäden in der Hand hält. Bis sein Experiment aus den Fugen gerät ...
Dass uns die Liebe in den Wahnsinn treiben kann, ist nicht nur eine Floskel – das weiß jeder, der Liebe schon einmal gewagt hat. Gemeint ist nicht die praktikable Liebe zum aktuellen Lebensabschnittspartner, noch die küchenpsychologisch untermauerte Auseinandersetzung im Beziehungsalltag, sondern die Liebe als Verhängnis, der man rettungslos ausgeliefert ist, für die man jegliche Grenze überschreiten muss. Der Ritter Orlando hat sich unsterblich in die Königin Angelica verliebt und darüber seine Heldenlaufbahn vergessen. Angelica allerdings liebt Medoro, den sie all ihren hochgestellten Verehrern vorzieht und heiraten möchte. An Medoro wiederum verzweifelt die Schäferin Dorinda, nachdem er sich zugunsten von Angelica von ihr abgewandt hat. Als Orlando nach etlichen Missverständnissen und Verwirrungen seine aussichtslose (Liebes-)Lage erkennt, will er sich – rasend vor Eifersucht – an Angelica rächen. Sein Plan schlägt fehl und er verfällt dem Wahnsinn, indem er sich einbildet, die treulose Geliebte bis in die Unterwelt hinab zu verfolgen. Wer weiß, wo all dies enden würde, wenn nicht der Magier Zarathustra immer wieder helfend eingriffe. Denn von Beginn an verfolgt Zarathustra, für Vernunft und maßvolle Gefühle plädierend, nur ein Ziel: Orlando von seinem Liebeswahn zu heilen und wieder auf seine Kriegerkarriere zurückzuführen.
Händels Zauberoper von 1733, basierend auf Ariosts Versepos »Orlando furioso«, verbindet Bühnenspektakel und moralische Diskussion mit ungeheuer farbenreicher, packender Musik, die uns durch das ganze Gefühls-Kaleidoskop der Liebe wirbelt.
Das skandinavische Inszenierungsteam situiert die Handlung in einem Flower-Power-Ambiente der 60er-70er-Jahre, in einem nordischen Nadelwald, fernab der Zivilisation. In dieser Umgebung sorgt Orlando in seinem Liebeswahnsinn nicht nur für die Zerstörung einer Natur-Idylle, sondern wird zur akuten Gefahr für Leib und Leben seiner Mitmenschen.
In Skandinavien ist er ein Regiestar, hat die wichtigsten Theaterpreise in Norwegen, Schweden und Dänemark erhalten. Mit seiner Hamlet-Inszenierung wurde 2008 das Königliche Theater in Kopenhagen eröffnet, am Stadsteater Stockholm läuft seine Inszenierung von Tschechows Die drei Schwestern vor ausverkauftem Haus, seine Fassung von Alexandre Dumas‘ Die drei Musketiere als Pop-Revue erlebte dort bereits 100 Vorstellungen. Jetzt gibt er ein doppeltes Debüt an der Komischen Oper Berlin: Der norwegische Regisseur Alexander Mørk-Eidem inszeniert mit Händels Orlando zum ersten Mal eine Oper und arbeitet gleichzeitig zum ersten Mal in Deutschland. Andreas Homoki: »Er zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Originalität aus. Er ist innovativ, phantasie- und kraftvoll und vergisst darüber nie das Stück, das es zu erzählen gilt.«
Alessandro De Marchi wurde 2009 in der Nachfolge von René Jacobs die Künstlerische Leitung der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik übertragen. Er dirigiert in Dresden, Hamburg, Essen, Lyon, Turin oder bei den Händel-Festspielen in Halle. Alessandro De Marchi, der vor zwei Jahren an der Komischen Oper mit großem Erfolg Händels Theseus dirigierte, will: »die ungeheuer farbenreiche, packende Orlando-Musik in ihrer ganzen Dramatik zum Leuchten bringen«.
Musikalische Leitung ... Alessandro De Marchi
Inszenierung ... Alexander Mørk-Eidem
Bühnenbild ... Erlend Birkeland
Kostüme ... Maria Gyllenhoff
Dramaturgie ... Bettina Auer
Licht ... Franck Evin
Orlando ... Mariselle Martinez
Angelica ... Brigitte Geller
Medoro ... Elisabeth Starzinger
Dorinda ... Julia Giebel
Zarathustra ... Wolf Matthias Friedrich
Isabella, Zarathustras Assistent ... Bernd Stempel
Weitere Aufführungen ...138
14. Februar
07. | 13. | 18. | 27. März
03. | 18. April
16. Juli
www.komische-oper-berlin.de