Auch in Frankfurt ist Sciarrino, dem während der Salzburger Festspiele 2008 unter dem Motto „Kontinent Sciarrino“ ein ganzer Werkzyklus gewidmet war, kein Unbekannter: Nachdem 2002/03 sein Macbeth als Produktion der Oper Frankfurt im Großen Haus des Schauspiels aufgeführt wurde, folgt nun seine „Renaissance der Musiktragödie“ Luci mie traditrici (Die tödliche Blume) im Bockenheimer Depot.
Das vom Komponisten selbst verfasste Libretto basiert auf dem Drama Il tradimento per l’onore aus dem 17. Jahrhundert, dem eine Elegie des Renaissance-Komponisten Claude Le Jeune vorangestellt ist. 1998 fand die äußerst erfolgreiche Uraufführung der Oper bei den Schwetzinger Festspielen statt.
Die Handlung erinnert an einen historischen Fall: 1590 hatte Carlo Gesualdo, Fürst von Venosa und als Komponist ein Wegbereiter der Oper, seine Gattin und deren Liebhaber inflagranti ertappt und ermordet. Sciarrino destillierte daraus einen dichten Text über die Grundkonflikte Liebender: der Wunsch nach ewiger Liebe, der mit spontaner Leidenschaft kollidiert; Sehnsucht, die in Besitzanspruch umschlägt; Selbstquälerei mit unerwidertem Begehren, die Enttäuschung und Rachegelüste fördert. Dazu findet der italienische Komponist einen musikalischen Ausdruck, der sich ausschließlich in den leisen Registern der Instrumente und im Flüsterton der Sänger niederschlägt. Die daraus resultierende Spannung implodiert beim finalen Mord musikalisch im vierfachen Piano.
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Erik Nielsen;
Regie: Christian Pade
Mitwirkende: Nina Tarandek (La Malaspina), Roland Schneider (L’Ospite),
Simon Bode (Un Servo), Christian Miedl (Il Malaspina)
Weitere Vorstellungen: 15., 18., 19., 21., 22. Mai 2011
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Koproduktion mit dem Cantiere Internazionale d’Arte di Montepulciano
Die Produktionen im Bockenheimer Depot werden gefördert von der Aventis Foundation