In ihrer Urfassung von 1912 sprengte ›Ariadne auf Naxos‹ durch die vorgesehene Kombination mit einem Schauspiel alle Dimensionen – und fiel durch. Als Reaktion ersetzten die Autoren das Sprechtheater durch ein etwa 40-minütiges Vorspiel. Diese turbulente Komödie um zwei streitende Theatertruppen des ernsten und unterhaltenden Genres geriet ihnen zu einem sprachlichen wie musikalischen Kleinod. Mit den beschwörend gesungenen Worten »Musik ist eine heilige Kunst« schwingt sich der Komponist am Ende des Vorspiels zu großer Emphase auf. Das Duo Bernd Mottl (Regie) und Friedrich Eggert (Bühne und Kostüme), das bereits mit seiner Inszenierung von ›Die Zauberflöte‹ in Wuppertal begeisterte, kehrt für die ›Ariadne‹ ans Haus zurück. Die Backstage-Geschichte lädt ein, hinter die Kulissen einer Theaterproduktion zu schauen und das Spiel der Eitelkeiten zu beobachten. Aufgrund der Distanzlosigkeit zum eigenen Tun entwickelt das Spiel der Bühnenpersönlichkeiten einen sehr eigenen Humor, den Bernd Mottl auf die Spitze zu treiben weiß.
Vollkommen gegensätzlich und mit einer eigenen Regie-Handschrift führt ›Herzog Blaubarts Burg‹ den Abend weiter. An der Seite von Philipp Grigorian (Inszenierung und Bühne) steht neben Vlada Pomirkovanaya (Kostüme), Ilya Kukharenko als externer Dramaturg der Produktion. Während es sich für Philipp Grigorian um sein deutsches Regiedebüt handelt, war Ilya Kukharenko bereits zwei Mal für die Inszenierungen russischer Regieteams in Wuppertal, neben ›Rigoletto‹ in der Spielzeit 2016/17 zuletzt für ›Oedipus Rex‹ in der Spielzeit 2019/20. Grigorian und Pomirkovanaya sind zudem beide Preisträger des russischen Theaterpreises ›Goldene Maske‹. Die Arbeit an ihrem Konzept begann zwar bereits vor drei Jahren, es hat aber seitdem nur an Aktualität gewonnen. Die ursprüngliche im Werk angelegte Liebesgeschichte wird bei ihnen zu einem Familiendrama um Reichtum unbekannter Herkunft und dem Zusammentreffen einer fremden Tochter und ihrem schwerkranken Vater.
Es handelt sich um die zweite Opernpremiere des Wuppertaler Generalmusikdirektors an seiner aktuellen Wirkungsstätte, nachdem er bereits die Musikalische Leitung des ›Tannhäuser‹ aus März 2022 innehatte.
›Ariadne auf Naxos (Vorspiel) / Herzog Blaubarts Burg‹
Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel von Richard Strauss. Dichtung von Hugo von Hofmannsthal. Daraus das Vorspiel. / Oper in einem Akt von Béla Bartók. Dichtung von Béla Balázs. In ungarischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Künstlerisches Team ›Ariadne‹:
Musikalische Leitung: Patrick Hahn
Inszenierung: Bernd Mottl
Bühne und Kostüme: Friedrich Eggert
Choreografie: Luca Völkel
Dramaturgie: Marie-Philine Pippert
Besetzung ›Ariadne‹:
Der Haushofmeister: Simon Stricker
Ein Musiklehrer: Ralf Lukas
Die Komponistin: Catriona Morison
Der Tenor, Ein Offizier: Sangmin Jeon
Ein Tanzmeister: Mark Bowman-Hester
Primadonna: Mercy Malieloa
Zerbinetta: Anne Martha Schuitemaker
Ein Perückenmacher: Marco Agostini
Ein Lakai: Javier Horacio Zapata Vera
Echo: Stina Schnickmann, Luca Völkel
Najade: Elena Palombieri
Dryade: Irene Nocella
Harlekin: Oliver Müller
Scaramuccio: Thomas Weber
Truffaldino: Nadine Funk
Brighella: Kia Kirsch
Statisterie der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal
Künstlerisches Team ›Blaubart‹:
Musikalische Leitung: Patrick Hahn
Inszenierung und Bühne: Philipp Grigorian
Kostüme: Vlada Pomirkovanaya
Dramaturgie: Ilya Kukharenko, Marie-Philine Pippert
Besetzung ›Blaubart‹:
Herzog Blaubart: Ralf Lukas
Judith: Khatuna Mikaberidze
Blaubarts Mutter: Christine Kättner
Krankenschwester, Blaubarts Frau: Philippine Pachl
Judiths Mutter: Christine Mühlberger
Weitere Termine:
So. 15. Mai 2022, 19:30 Uhr, Opernhaus
Sa. 11. Juni 2022, 19:30 Uhr, Opernhaus
Fr. 17. Juni 2022, 19:30 Uhr, Opernhaus
Fr. 24. Juni 2022, 19:30 Uhr, Opernhaus
Weitere Informationen unter oper-wuppertal.de/ariadne
Statisterie der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal