Und dann ist sie plötzlich da, Persea, die zukünftige Braut von Phädras Erstgeborenem Demophon: jung, eine Rebellin, schön auf die schönste Art; indem sie sich das Recht nimmt, sie selbst zu sein. Phädra verliebt sich in sie, unerwartet, heftig, schmerzhaft. Gleichzeitig baut König Theseus, der erfolgreiche Bezwinger des unbezwingbaren Minotaurus, Demophon für den Thron auf, schafft es aber nicht, ihm seine Macht abzugeben. Panopeus, der immer zu kurz gekommene Hohepriester und Revisionist, sieht seine Chance, endlich aufzusteigen und mit traditionellen Opferritualen zwischen Göttern und Menschen zu vermitteln.
Nino Haratischwili überschreibt in ihrem neuen Theaterstück den antiken Phädra-Mythos auf konfrontative Weise. Die vielfach ausgezeichnete Autorin von Stücken und Romanen wie „Das achte Leben (Für Brilka)“ und „Das mangelnde Licht“ verkuppelt die Königin nicht mit ihrem unwilligen Adoptivsohn Hippolytos, sondern mit ihrer künftigen Schwiegertochter. An dieser verbotenen Intimität entfacht sich eine politische Tragödie: religiöse und moralische Scheinbegriffe maskieren einen populistischen Rechtsruck, der den Machterhalt sichern sollte. Haratischwilis unverwechselbare, sinnliche Sprache schält Phädras zeitloses Leiden, ganz neu empfunden, so gnadenlos wie liebevoll heraus.
Regie
Tina Lanik
Bühne, Kostüme
Stefan Hageneier
Musik
Electric Indigo
Licht
Michael Hofer
Dramaturgie
Jeroen Versteele
Phädra
Sophie von Kessel
Theseus
Ernest Allan Hausmann
Demophon
Julian von Hansemann
Acamas
Etienne Halsdorf
Persea
Dagna Litzenberger Vinet
Panopeus
Philipp Hauß
Nächste Termine: 11., 16. und 24. Oktober