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Österreichische Erstaufführung: "Die Laborantin" von Ella Road im Schauspielhaus Graz

PREMIERE am 17. September 2021, 20.00 Uhr, HAUS ZWEI

Unsere Welt basiert auf Zahlen: mehr denn je, auch im Gesundheitssektor. Fitnesstracker, Bonusprogramme und pränatale DNA-Tests weisen in eine Zukunft mit noch höherem Einfluss von Daten. Schon heute werden in China digitale Bewertungssysteme für Bürger*innen getestet, die deren regelkonformes Verhalten im Alltag überprüfen und

entsprechende Punktebewertungen vergeben, die für Kreditwürdigkeit und Wohnungssuche ausschlaggebend sein sollen.

Copyright: Lex Karelly

Eben diese Tendenz greift die britische Autorin Ella Road in ihrem Erstlingswerk auf und schafft eine beklemmende Versuchsanordnung: Die Laborantin Bea lebt in einer Gesellschaft, in der man mit schlechten Blutwerten Schwierigkeiten hat, eine gute Arbeitsstelle zu finden. Blutwerte auf Dating-Plattformen sind wichtiger als ein gutes Foto:10 ist top, 1 heißt flop. Bluttests geben Auskunft über erbliche Belastungen,Herzinfarktrisiken und genetische Potenziale. Alles wird vorherseh- und kontrollierbar.

Wer einen niedrigen Wert hat, darf nicht studieren und wird im Notfall nicht reanimiert. Eine Zahl bestimmt also die berufliche und private Zukunft. Was bedeutet es, wenn wir in einem optimierten Gesellschaftssystem die Gesundheit als Steuerungselement nutzen? Als Bea erfährt, dass ihre Freundin eine unheilbare erbliche Krankheit und somit einen Low-Rate-Status hat, lasst sie sich dazu überreden, deren Werte zu fälschen. Mit der Zeit verliert Bea ihre Skrupel und steigt groß ins Fälschergewerbe ein. Dass sie plötzlich viel Geld nach Hause bringt, erklärt sie ihrem Freund mit fadenscheinigen Ausfluchten. Und das ist nicht die einzige Lüge, die das Leben der Laborantin belastet …

Roads „well-made play“ orientiert sich furchterregend nah an unserer heutigen Gesellschaft und macht umso deutlicher, welchen Weg wir mit dem Druck zur Leistungsoptimierung, mit dem Drang nach Vorhersehbarkeit und dem Wunsch nach ewigem Leben gehen.

Deutsch von John Birke

Regie Anne Mulleners
Bühne Philipp Glanzner
Kostüme Kathrin Eingang
Sounddesign Elisabeth Frauscher
Video Viktor Fellegi, Michael Hartl
Dramaturgie Daniel Grünauer
Theaterpädagogik Marcus Streibl-Harms

Mit
Frieder Langenberger
Daria von Loewenich
Franz Solar
Iman Helen Tekle

weitere bereits disponierte Vorstellungen am 22. und 23. September sowie am 6., 7.,
15. und 21. Oktober, jeweils 20.00 Uhr, HAUS ZWEI

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