Der milde Schafgeist will nur Ruhe, selbst seine gut gehende Lederfabrik will er so schnell wie möglich loswerden, um – sozusagen in Pension – seiner Leidenschaft zu frönen, der andere will nur seinen Vorteil und das ohne Mühe und möglichst auf Kosten anderer, ein „Sozialschmarotzer“ reinsten Wassers. Doch da das Bedürfnis nach Ruhe und das Streben nach dem eigenen Vorteil sich weder im Theater noch im Leben in die Quere kommen müssen, sich vielleicht sogar symbiotisch ergänzen, gibt es noch eine
Familie Hornissl, die mit viel Bewegung, großer Lautstärke und ungebremstem
Egoismus für die bedrohlichen Turbulenzen sorgt.
Nestroys Publikum mochte weder Schafgeist noch Dickfell noch die Hornissls, vielleicht erkannte es sich in ihnen allzu genau wieder. Meist, wenn Nestroy zu realsatirisch wurde, verweigerte es ihm ja die Gefolgschaft. So blieb „Nur Ruhe!“ von der Uraufführung bis heute ein selten gespieltes Stück. So blieb es unbekannt und unabgenutzt genug, um damit – als Beitrag zu den 50-Jahr-Feiern – einen Blick auf die österreichischen Zustände gestern und heute zu werfen.
Volkstheater Ges.m.b.H., A-1070 Wien,