Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Nora oder Ein Puppenheim“ von Henrik Ibsen am Theater Bremen„Nora oder Ein Puppenheim“ von Henrik Ibsen am Theater Bremen„Nora oder Ein...

„Nora oder Ein Puppenheim“ von Henrik Ibsen am Theater Bremen

Premiere Donnerstag, 3. März 2016 um 20 Uhr im Kleinen Haus. -----

In einer Gesellschaft, in der alle funktionieren müssen und Skandale vermieden werden sollen, bricht Nora Helmer aus ihrer Ehe mit ihrem Mann Torvald aus.

Nora Helmers Ausbruch aus ihrer Ehe hat im Jahre 1879 für Aufruhr gesorgt. Deshalb wurde die deutsche Erstaufführung von Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ in Hamburg mit einem geänderten Schluss gezeigt: Anstatt ihren Mann Torvald zu verlassen und trotz der Einsicht, dass er sie nur als Objekt wahrnimmt, blieb Nora bei ihm und den gemeinsamen Kindern. In seiner Inszenierung geht Hausregisseur Felix Rothenhäusler den Fragen nach, inwiefern noch heute (fast 140 Jahre später) gesellschaftliche Erwartungen, Rollenzuschreibungen und Konventionen die Gesellschaft prägen, die aus der emanzipatorischen Sicht kritisiert, aber auch zunehmend begehrt werden – aus der Sehnsucht nach Sicherheit und Zugehörigkeit.

 

Rollenzuschreibungen wie in „Nora oder Ein Puppenheim“ sind grundsätzlich in einer konventionellen, bürgerlichen Gesellschaft verankert. „Da sich das bis heute nicht geändert hat, ist das Stück, obwohl es zwischenmenschliche Beziehungen von vor 137 Jahren zeigt, doch gar nicht so weit von uns entfernt“, erzählt Rothenhäusler. In seiner Inszenierung kommen sechs Menschen zusammen, um sich den Spielregeln einer konventionellen Gesellschaft zu unterwerfen. Im wechselseitigen Verhältnis dominanter Positionen und der bewussten Anwendung kommunikativer Mechanismen zeigt sich, wie gleichwohl brutal und befreiend Rollenmuster sein können. Eigentlich in einem Wohnzimmer angesiedelt, wird die Handlung des Stückes in eine Art Dschungel verlagert. „Uns war es wichtig, den Gegensatz von einer unberechenbaren Natur und der sich etablierenden Gesellschaft zu verdeutlichen“, erklärt Rothenhäusler.

 

Felix Rothenhäusler (*1981) ist seit der Spielzeit 2012/13 Hausregisseur am Theater Bremen und wurde mit seinen Inszenierungen nach Straßburg, Moskau, Brünn, Königgrätz und München eingeladen. Seine genaue Beobachtung menschlichen Verhaltens und das Interesse an modifizierter Weltwahrnehmung spiegeln sich in seinen Arbeiten wider. Zuletzt brachte er die Romane „Nichts von euch auf Erden“ von Reinhard Jirgl an den Münchner Kammerspielen und David Cronenbergs „Verzehrt (Consumed)“ am Theater Bremen zur Uraufführung. „Le Nozze di Figaro“ in der vergangenen Spielzeit war seine erste Arbeit im Musiktheater.

 

Regie: Felix Rothenhäusler

Bühne: Thomas Rupert

Kostüme: Elke von Sivers

Musik: Matthias Krieg

Dramaturgie: Viktorie Knotková

 

Mit:

Karin Enzler, Lisa Guth, Carola Marschhausen, Siegfried W. Maschek, Robin Sondermann, Matthieu Svetchine

 

Weitere Termine unter www.theaterbremen.de

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

SPÄTROMANTISCHER ZAUBER -- 7. Kammerkonzert des Staatsorchesters "Zwischen Wien und Budapest" in der Liederhalle STUTTGART

Nach der Uraufführung seines Bläserquintetts in Es-Dur im Jahre 1784 im Wiener Burgtheater berichtete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold von dem "ausserordentlichen beyfall", den dieses Werk…

Von: ALEXANDER WALTHER

Gebrochene Herzen -- "Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading" nach Oscar Wilde von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders im Schauspielhaus Düsseldorf

Oscar Wilde war zu seinen Lebzeiten ein gerühmter Dramatiker und Dichter, bekannt auch wegen seiner vielen gewitzten Bonmots, die noch heute vielfach für Werbeanzeigen benutzt werden. Darüber hinaus…

Von: Dagmar Kurtz

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT -- Neue CD: Giacomo Puccinis "Le Villi" bei BR Klassik

Die Uraufführung der Originalfassung von Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Le Villi" am 31. Mai 1884 wurde ein großer Erfolg. Interessant ist bei diesem Frühwerk das Faible für den Tanz. Das Ergebnis…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE HIMMLISCHEN FREUDEN -- Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra mit Brahms und Mahler im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Aktuell gastiert das von Teodor Currentzis gegründete Utopia Orchestra mit dem zweiten Klavierkonzert op. 19 von Johannes Brahms und der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler. So waren die…

Von: ALEXANDER WALTHER

ELEMENTARE AUSBRÜCHE -- Richard Wagners "Parsifal" in der Staatsoper STUTTGART

In der zerklüfteten Inszenierung von Calixto Bieito (Bühne: Susanne Geschwender; Kostüme: Merce Paloma) liegt die Apokalypse schon hinter uns, die Brücken sind eingestürzt, die Menschen kämpfen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑