Wie vielfältig klassisches Ballet interpretiert werden kann, ist im 25. Ballettabend in der Deutschen Oper am Rhein zu erleben. Martin Schläpfer hat dafür drei choreographische Werke ausgewählt, die alle keine Handlungsballette sind, sondern sich mit Bewegungen von Körpern im Raum beschäftigen.
"Man ist Teil einer Tradition, und man bewegt sich in ihr", so benennt William Forsythe sein Vorgehen. Zwar dekonstruiert er die klassischen Schrittfolgen, findet neue Posen, da er aber im Rahmen der Tradition bleibt, rebelliert er nicht gegen sie. Sein "Workwithinwork" zu den "Duetti per due Violini" von Luciano Berio strahlt trotz eines andauernden Bewegungsflusses der 16 Tänzerinnen und Tänzer eine angenehme Ruhe aus.
Auch Frederick Ashtons hat in seinen "Symphonic Variations" 1946 zur Musik von César Franck die Möglichkeiten des klassischen Ballettrepertoires weitergedacht .Vor einem gelb-grünen Prospekt, der mit seinen abstrakten Linienformen an Tafelbilder Robert Mangolds denken lässt, finden die drei Solistenpaare in immer neuen Variationen zueinander. Die weißen Kostüme erinnern an antike Gewänder. Insgesamt ergibt sich der Eindruck eines frischen Frühlingstages. Der Tanz ist anmutig, poetisch, von Harmonie und Leichtigkeit gezeichnet.
Auf der Bühne eine Tänzerin, zu der sich ein Tänzer gesellt. Sie werden zum Paar. Ein Ensemble von sechs weiteren Paaren begleitet es. Eine Umkreisung, eine Abfolge wie in einzelnen Filmsequenzen. So ist die Beziehung zwischen Mann und Frau, das Spiel von Dominanz und Unterwerfung, Werbung, Abweisung, Verführung, knisternder Erotik - wie in vielen Werken Hans van Manens - auch wieder Thema in "Two Gold Variations" zu zwei Sätzen aus Jacob ter Veldhuis "Goldrush Concerto". Das Alltägliche bringt van Manen mit einer Prise Humor dar. Zum Schluss löst die Tänzerin ihr Haar. Wird sie zu Ihrem Partner gehen?
Alle drei Choreographien mit eigner Formensprache konnten das Publikum rundum überzeugen und riefen einhellige Begeisterung hervor.
workwithinwork von William Forsythe
MUSIK Duetti per due Violini von Luciano Berio
Choreographie und Bühne : William Forsythe
Kostüme :Stephen Galloway
Licht: Tanja Rühl, William Forsythe
Choreographische Einstudierung: Noah Gelber, Allison Brown
Tänzerinnen: Ann-Kathrin Adam, Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Feline van Dijken, So-Yeon Kim, Helen Clare Kinney, Claudine Schoch, Virginia Segarra Vidal, Elisabeta Stanculescu
Tänzer: Rashaen Arts, Sonny Locsin, Marcos Menha, Chidozie Nzerem, Alban Pinet, Boris Randzio, Alexandre Simões
Symphonic Variations von Frederick Ashton
MUSIK "Variations symphoniques" M. 46 für Klavier und Orchester von César Franck
Choreographie: Frederick Ashton
Musikalische Leitung: Wen-Pin Chien / Patrick Francis Chestnut
Bühne und Kostüme: Sophie Fedorovitch
Choreographische Einstudierung: Wendy Ellis Somes, Malin Thoors
Licht: John B. Read
Klavier: Cécile Tallec
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Tänzerinnen: Ann-Kathrin Adam, Doris Becker, So-Yeon Kim
Tänzer: Brice Asnar, Rink Sliphorst, Eric White
Two Gold Variations von Hans van Manen
MUSIK „Goldmine“ (1. Satz) und „All this Gold this Mountain has“ (2. Satz) aus „Goldrush Concerto“ für Schlagzeug und Orchester von Jacob ter Veldhuis
Choreographie: Hans van Manen
Musikalische Leitung: Wen-Pin Chien / Patrick Francis Chestnut
Bühne und Kostüme: Keso Dekker
Licht: Joop Caboort
Choreographische Einstudierung: Alexander Zhembrovskyy
Schlagzeug-Solo: Kevin Anderwaldt, Rafael Sars
Tänzerinnen: Marlúcia do Amaral, Wun Sze Chan, Sabrina Delafield, Nathalie Guth, Norma Magalhães, Asuka Morgenstern, Irene Vaqueiro
Tänzer: Odsuren Dagva, Vincent Hoffman, Richard Jones, Tomoaki Nakanome, Bruno Narnhammer, Friedrich Pohl, Alexandre Simões
Orchester: Düsseldorfer Symphoniker
Premiere 10. Oktober 2015