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"Mumien. Ein Heimspiel" von Mehdi Moradpour, Theater Konstanz

PREMIERE 09. APRIL 2016, 20 Uhr, WERKSTATT. -----

Mamal ist verschwunden. Sein Echo hallt noch in jenen nach, die es mit ihm zu tun hatten – auf die ein oder andere Weise – mit Mamals Körper, der nach sauren Gurken roch, mit ihm, dem Folterer und Gefolterten, dem »scheinschwulen Kommunistenaraber«, dem Flüchtling.

 

Zurück bleiben viele Fragen nach dem, was eigentlich geschehen ist. Viv wirbelt im Umfeld des Heims für Asyl und Soziales, wo Mamal zuletzt lebte, viel Staub auf. Welche Beziehung hatte Otto, der Heimleiter, zu Mamal, der jetzt mit Mamals Fluchtgefährten Dud eine Lebenspartnerschaft eintragen ließ? Was wissen Dud und seine Freundin Ada von Mamals Verschwinden und welche Rolle spielt Pep, der Computerfreak, den Ada geheiratet hat, damit sie in Europa bleiben kann? Doch Viv stellt nicht nur Fragen, sie hat auch außergewöhnliche Leidenschaften: Taxidermie und das Mumifizieren von Körpern. Es riecht nach sauren Gurken…

 

Was ist der Mensch? Diese Frage wird im Heim für Asyl und Soziales immer lauter, als Mamal verschwindet, ehemaliger Soldat, Henker und Opfer zugleich. Möglicherweise Mord, doch die Leiche fehlt, nur noch Spuren von Abwesenheit, von Mamals flatterndem Körper, der sich von einem zum nächsten durchschlug. Er war und ist es, der Viv, Ada, Dud, Pep und Otto zusammenbrachte, die losen Enden ihrer höchst eigenen Geschichten heillos verknotete. Ist Verbundenheit Fiktion, oder kann das Seziermesser diesen Knoten noch lösen? Wer berührt wen vor dem Verschwinden und was bleibt dabei vom Menschen übrig?

 

Mehdi Moradpour ist ein ebenso poetischer wie verstörender Text von hohem sprachlichen Eigensinn gelungen, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht und vermeintliche Wahrheiten über das Menschsein hinterfragt. Szene für Szene seziert Mehdi Moradpour mit seiner poetischen, hoch sensiblen Sprache als Werkzeug einen Körper, von außen nach innen, vom Leib bis in die Blutkörperchen. Einen Erzählkörper, der alle Figuren – ihre Sehnsüchte, ihre Suche nach Anschlüssen –miteinander verbindet.

 

Mehdi Moradpour wurde für dieses Stück mit dem Jury-Preis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St.Gallen und Konstanz ausgezeichnet.

 

Regisseur Andreas Bauer war am Theater Konstanz von 2013 bis 2015 als künstlerischer Leiter der Werkstattbühne tätig. In diesem Rahmen inszenierte er dort u.a. die deutschsprachige Erstaufführung des kubanischen Stücks "Gestern habe ich aufgehört mich zu töten. Dank Dir, Heiner Müller" von Rogelio Orizondo, das zum 16. Internationalen Theaterfestival in Havanna eingeladen wurde, das finnische Stück "Fühllosigkeit" von Pirkko Saisio und die szenische Lesung "Nema Problema" von Laura Forti. Er initiierte das "Erste internationale Autorenlabor" mit NeilLaBute am Theater Konstanz. Andreas Bauer wurde in München geboren, wo er Politologie, Geschichte und Kriminologie studierte. Regiearbeiten führten ihn ans Schauspielhaus Graz, das Stadttheater Gießen und das Theater Plauen-Zwickau.

 

REGIE Andreas Bauer

AUSSTATTUNG Christian Pölzler

MUSIK Hubl Greiner

DRAMATURGIE Miriam Denger

 

DARSTELLER

Natalie Hünig (Ada), Alina Vimbai Strähler (viv);Saro Emirze (Mamal), Bernhard Leute (Pep), Jonas Pätzold (Otto), Tomasz Robak (Dud)

 

Weitere Aufführungen: 13./14.4. um 20 Uhr, 17.4. um 18 Uhr, 18./19.4. um 20 Uhr, 11./13./14./25.5. um 20 Uhr

 

 

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