Die Fortsetzung folgt nun – in Augsburg. Beim Friedensfest 2015 in der Mozartstadt. Einen passenderen Anlass hätte man kaum finden können. Einen passenderen Stoff ebensowenig...
Ein Modell der Inklusion entwirft das Opernprojekt ZAIDE. EINE FLUCHT. nach W. A. Mozart. Im Zentrum steht die Figur der Zaide, die sich der auferlegten Unfreiheit und der Unterdrückung nicht fügen will und ihr Land verlässt. Modellhaft scheint in ihrem Schicksal eine Biographie in Zeiten von Flucht und Vertreibung auf. Das Ergebnis ist ein Musiktheaterprojekt, das Mozarts unvollendetes Singspiel mit den Beiträgen von afghanischen, syrischen und nigerianischen Musikern, Tänzern und Schauspielern verbindet und die Geschichte von Zaide und ihrem Geliebten Gomatz neu erzählt. Isolation und Irritation in der Fremde werden aus vielen Perspektiven reflektiert. Der rote Faden des Stücks ist der Friedensgedanke.
In Mozarts Zaide geht es um eine junge Frau, die in ihrer Heimat nicht den Mann lieben darf, den sich ihr Herz ausgesucht hat. Darum beschließen die beiden, miteinander zu fliehen. Sie verlassen ihr Land und begeben sich auf eine Reise in eine freiere Welt. Das unvollendete Libretto schrieb das Team neu, gemeinsam mit geflohenen Künstlern aus Syrien, dem Irak und Nigeria. Im Mittelpunkt steht die Flucht aus dem eigenen Land, einschließlich aller Schwierigkeiten und Konsequenzen: Was bedeutet es, die Familie, die Kultur, die Heimat zurücklassen zu müssen? Und was passiert mit mir, wenn ich in dem fremden Land angekommen bin? Wie reagiert unsere Gesellschaft auf den vermeintlich endlosen Flüchtlingsstrom? Und welche Rolle spielt dabei eine der schönsten Arien der Geschichte, in der Zaide ihren schlaflosen Geliebten zur Ruhe bettet?
Alle Mitwirkenden haben in ihrem Land als Künstler gearbeitet. Opernsänger treffen auf eine arabische Band, Tänzer auf eine afrikanische Choreographin. So wird die Mozart-Oper zur Brücke der Integration und schafft auf ganz andere Art als die täglichen Zeitungsartikel ein Bewusstsein für die Erfahrungen von Geflüchteten.
Als Grundlage dient das Libretto von Johann Andreas Schachtner. Aber die Handlung ist verändert. Zaide ist nicht mehr Sklavin, sondern repräsentiert gemeinsam mit ihrem Geliebten Gomatz Menschen auf der Flucht. Dabei stellen sich die beteiligen Künstler im ersten Akt gemeinsam die Frage: Was bedeutet es, wenn man sein eigenes Land, seine Heimat verlassen muss. Der zweite Akt dreht die Flüchtlingsfrage um: Was wäre, wenn du selbst aus Deutschland fliehen müsstest, weil du hier nicht mehr frei leben kannst? Zaide und Gomatz sind in einem fremden Land angekommen. Aber als Künstler werden sie nicht gern gesehen. Sie müssen mit einem Arabisch sprechenden Sozialarbeiter Formulare ausfüllen, die sie nicht verstehen. Sie sitzen in einer Flüchtlingsunterkunft und hoffen darauf, bleiben zu dürfen. Aber was, wenn sie in Deutschland nicht willkommen sind? Welche Schwierigkeiten müssen sie überwinden? Machen sie auch positive Erfahrungen mit Menschen in diesem Land? Und was wird aus ihnen werden, wenn sie keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen?
KONZEPT – INTEGRATIONSGEDANKE
In Texten, Musikeinlagen und Zwischenszenen wird das Thema ‚Flucht‘ mit einem internationalen Künstlerteam auf die Bühne gebracht. Dabei werden auch kulturelle, musikalische und theatrale Unterschiede zwischen Syrien, Afghanistan, Nigeria, Irak und Deutschland thematisiert. Wo liegen gemeinsame Interessen und wie erzählen wir zum Beispiel im Unterschied zu unseren Arabisch sprechenden Freunden? Wie arbeitet eine nigerianische Choreographin? Und was ist einem Theatermacher aus dem Irak wichtig, wenn er auf der Bühne steht? Wir treten in den Dialog mit einem interkulturellen Künstlerteam, das zwar noch nie eine Oper inszeniert hat, aber dafür ganz eigene, spannende Sichtweisen in die Inszenierung einbringt und so die Oper erweitert und verändert.
Così fan tutte, das Vorgänger-Projekt von ZAIDE. EINE FLUCHT., hat bereits bewiesen, welch emotionale Wucht die Mitwirkung direkt Betroffener entfaltet. Dafür engagiert sich der Verein Zuflucht Kultur e.V., der Mut machen will für das interkulturelle Miteinander – unter anderem auf Anti-Pegida-Demos, bei Amnesty International, Oxfam Deutschland, Women of the World, im Jüdischen Museum Berlin und im Deutschen Bundestag Berlin. Die bisher schönste Bestätigung: Die Sendung ZDF Die Anstalt erhielt für den Auftritt des syrischen Flüchtlingschores Zuflucht den Grimmepreis 2015 „für den Moment der Echtheit und Wichtigkeit“.
TEAM
Zaide: Esther Jacobs-Völk (Nigeria, Tänzerin), Nerkiz Joli (Syrien, Schauspielerin), Cornelia Lanz (Deutschland, Mezzosopran)
Gomatz: Houzayfa Al Rahmoon (Syrien, Sprecher), Philipp Nicklaus (Deutschland, Tenor), Ahmad Shakib Pouya (Afghanistan, Musiker)
Allazim: Kai Preußker (Deutschland, Bariton)
Sultan Soliman: Ayden Antanyos (Irak, Schauspieler), Onur Ertür (Türkei)
Osmin: Ivo Michl (Tschechien, Bass), Yasar Dogan (Türkei, Sass)
Sprecher: Khaled Alhussein, Ayman Almasri, Mohammad Al Sheik, Francis Ezegbebe, Hazem Kanbour, Farouk Mohammad, Hussein Mohammad
Musikalische Leitung: Gabriel Venzago
Regie: Julia Huebner
Dramaturgie/Textfassung/Untertitel: Nora Schüssler
Bühnenbild: Xaver Unterholzner
Kostüm: Lisa Geller
Licht: Thomas Wendt
Veranstaltender Verein und geschäftsführende Produktionsleitung: Zuflucht Kultur e. V. – Walter Schirnik
Produktionsleitung / Idee: Cornelia Lanz
Eine Produktion von Zuflucht Kultur e. V. in Kooperation mit dem Theater Augsburg, dem Friedensbüro der Stadt Augsburg, Künstler*innen aus Augsburger Flüchtlingsheimen z. B. dem Grandhotel Cosmopolis, dem Deutsch-syrischen Verein e. V., dem Freundeskreis Asyl Fürstenfeldbruck, der Initiative Voll dabei und Tür an Tür e.V.
WEITERE AUFFÜHRUNGSTERMINE
Freitag, 7. August 2015 um 19:30 Uhr, Friedensfest Augsburg, Brechtbühne
Samstag, 8. August 2015 um 14:00 Uhr, Friedenstafel Augsburg, Marktplatz
Donnerstag, 1. Oktober 2015 um 19:00, Uhr Neckarhalle Oberndorf am Neckar
Samstag, 3. Oktober 2015, Stadthalle Biberach
Sonntag, 4. Oktober 2015 um 19:30, Roxy Ulm
Dienstag, 6. Oktober 2015 um 19:30, Theaterhaus Stuttgart
Samstag, 8. August 2016 um 19:00, Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd
Spieldauer 120 Minuten mit Pause
Einführung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn und moderiertes Gespräch im Anschluss
Um Spenden unter www.startnext.com/zaide und Wohnraum für die Künstler in Augsburg wird gebeten.