Sie sieht die Butter, die aus den Löchern im Teig quillt. Sie sieht, dass der Käse sich wellt am Rand.“ Später stellt sich dann heraus, dass es sich hier um so etwas wie ein langsam verwesendes Memento mori handelt.
Zippo, der achtjährige Sohn von Paula und Bruno, hat das Käsebrot zu Hause liegen lassen, weil er sich stattdessen lieber Brezeln kauft, obwohl (oder weil) Mama doch so vehement dagegen ist.
„Wenn du Brezeln kaufst, kannst du was erleben“, hat Paula ihrem Sprössling noch nachgerufen, und jetzt ist das Käsebrot, das vor ihr auf dem Tisch liegt, das einzige, was von Zippo übrig geblieben ist. Zippo wurde, aus der Bäckerei kommend, die Brezel noch in der Hand, von einem Auto überfahren.
Melanie, die Fahrerin des Wagens, war einen Moment abgelenkt, weil sie gerade ihrer Freundin Coco eine Abschiedsbotschaft auf Band diktieren wollte. Der Grund dafür: Cocos Kinderwunsch, der allmählich Löcher in die lesbische Liebe fraß. Jetzt will Melanie erst mal nach Vietnam und einen Dokumentarfilm drehen.
Sich im Leben zurechtfinden, Realitäten einfangen, Realitäten produzieren – darum geht es ihn Monsun. Bruno, der Vater von Zippo, schreibt für eine Fernseh-Serie namens „Tränenheim“, eine Soap, die ihr vierjähriges Jubiläum feiert. Er hat ein sehr distanziertes Verhältnis zu seiner Arbeit, dafür aber ein umso näheres zu seiner Assistentin Sybille. Über diesen tragischen Unfall werden fünf Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, miteinander konfrontiert und haben sich neu zu orientieren.
Anja Hilling gehört zu einer neuen Generation von Autoren, die ihr schriftstellerisches Handwerk auf der Universität „erlernt“ haben. 1975 geboren, studierte sie von 2002 bis 2006 „Szenisches Schreiben“ an der Universität der Künste. Mittlerweile sind von ihr neun Theaterstücke uraufgeführt worden – und, was ein Zeichen für den Erfolg der Autorin darstellt, ihre Stücke werden auch von anderen Theatern nachgespielt.
Für Anja Hilling besteht die Herausforderung im Theater darin, „jemanden irgendwie auch zu berühren“. Die Autorin kostet es Überwindung, ins Theater zu gehen. „Ich gehe viel lieber ins Kino“, sagt sie. Am Theater interessiert sie vor allem, „wie Menschen miteinander sprechen, die Fähigkeit oder Unfähigkeit, das auszusprechen, was in uns ist.“ Und schließlich die Fragen: „Wie nah können wir uns über Sprache überhaupt kommen? Wie zärtlich können wir übereinander denken?“
Inszenierung Katharina Schwarz
Bühne und Kostüme Verena Hullik
Dramaturgie Franz Huber
Paula Julia Ribbeck
Bruno Sebastian Hufschmidt
Sybille Nancy Fischer
Coco Angela Šmigoc
Melanie Verena Koch
Weitere Termine 24., 25., 31. Jänner; 4., 8., 15. Februar und 5. März 2011