Zusätzliche Missstimmung erregt er bei seinen Kindern Cléante und Elise durch seine Heiratspolitik, die – wie alles in seinem Leben – allein finanziellen Erwägungen unterworfen ist. Bei soviel angestautem Unmut lässt eine Revolte der Jungen gegen die Alten nicht lange auf sich warten …
Obwohl Der Geizige neben Tartuffe zu Molières meistgespielten Stücken gehört, fand das Werk zu Molières Zeiten nur wenig Anklang. Dabei ist die Komödie reich an grotesken Missverständnissen und brilliert mit überraschender Situationskomik, die den Geiz der Titelfigur karikiert. Daraus schöpft sie ihren Witz, ihre humorvolle Kraft.
Vor jeder Vorstellung von Der Geizige präsentiert das Mainfranken Theater Würzburg den theatralen Prolog Die Religion des Kapitals von Paul Lafargue. In seiner 1890 erschienenen Schrift erklärt der französische Sozialist den Kapitalismus als ein religiöses System. Lafargue parodiert nicht zuletzt durch die liturgische Form seines Pamphlets die völlige Unterwerfung vor der Macht des Kapitals. Durch christliche Praktiken wie Anbetung und Bekenntnis wird das Geld über seinen Fetischgehalt hinaus transzendental aufgeladen. Einzig das Ritual und der blinde Glaube an seine Göttlichkeit verheißen dem Kapitalisten Erlösung.
Regisseur Stephan Suschke war nach seinem Studium Dramaturg und Regisseur am Theater Greifswald. Anschließend war er bis zu Heiner Müllers Tod 1995 dessen engster Regiemitarbeiter. Stephan Suschke arbeitete mit ihm unter anderem am Deutschen Theater in Berlin, am Berliner Ensemble sowie bei den Bayreuther Festspielen. Ab 1994 inszenierte er auch selbst am Berliner Ensemble, an dem er von 1995 bis 1999 – dabei von 1997 bis 1999 als Künstlerischer Leiter – zur Theaterleitung gehörte. Seit 1999 arbeitete Suschke als freier Regisseur unter anderem am Théâtre National in Brüssel, in Cordobá (Argentinien), Neu Delhi (Indien) und Melbourne (Australien). 2003 veröffentlichte er unter dem Titel Müller Macht Theater eine umfangreiche Dokumentation über Heiner Müllers Theaterarbeit.
Am Mainfranken Theater Würzburg stellte sich Stephan Suschke in der Saison 2005/2006 mit den auch überregional sehr erfolgreichen Produktionen von Ödipus, Tyrann von Sophokles und der Oper Das Herz von Hans Pfitzner dem hiesigen Publikum vor. Ferner inszenierte er hier u. a . Friedrich Schillers Maria Stuart, Bertolt Brechts und Kurt Weills Die Dreigroschenoper und die Uraufführung der Oper Die andere Seite von Michael Obst. In der letzten Spielzeit waren Giuseppe Verdis Macbeth und William Shakespeares König Lear von ihm zu sehen. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist Stephan Suschke Schauspieldirektor am Mainfranken Theater Würzburg.
Inszenierung Stephan Suschke
Bühne Momme Röhrbein
Kostüme Angelika Rieck
Dramaturgie Roland Marzinowski
MIT:
Harpagon, Cléantes und Elises Vater, verliebt in Mariane Kai Christian Moritz
Cléante, Harpagons Sohn, Geliebter der Mariane Robin Bohn
Elise, Harpagons Tochter, Geliebte Valères Marianne Kittel
Valère, Anselmes Sohn, Geliebter der Elise Sven Mattke
Mariane, Cléantes Geliebte, von Harpagon geliebt Theresa Palfi
Anselme, Valères und Marianes Vater Timo Ben Schöfer
Frosine, Heiratsvermittlerin Petra Hartung
Meister Simon, Geldvermittler / Meister Jacques, Koch und Kutscher Harpagons Georg Zeies
La Flèche, Diener Cléantes / Ein Kommissar Boris Wagner a. G.
Fassung von Stephan Suschke nach der Übersetzung von Wolf Heinrich Graf von Baudissin
Theatraler Prolog von Paul Lafargue mit dem Bürgerchor Würzburg jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn | Foyer-Café