Zerrissenheit von Bevölkerung und Herrscher, das unversöhnliche Gegenüberstehen religiöser und politischer Gruppen, der drohende Verlust von Macht und Einfluss: das alles verdichtet sich hier zu einem „musikalischen Volksdrama“.
Im Vordergrund steht die Fürstenfamilie Chowansky. Sie wagt die Machtprobe und hetzt die Strelitzen, die Leibgarde des Zaren, in einen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wird. Die eigentlichen Opfer sind am Ende die Altgläubigen. Ihnen bleibt nur ein Ausweg, um nicht dem Zaren in die Hände zu fallen - der Massenselbstmord.
Mussorgsky hinterließ dieses Werk unvollendet – an der Bayerischen Staatsoper wird es am 18. März in der 1960 in Leningrad uraufgeführten Fassung von Dmitri Schostakowitsch mit dem Finale von Igor Strawinsky seine Premiere erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Kent Nagano.
Mit Dmitri Tcherniakov entwickelt ein junger russischer Regisseur das Konzept für Inszenierung und Bühne, der als Verfechter einer neuen Sprache des russischen Theaters gilt und dem damit die Anknüpfung an das zeitgenössische Musiktheater gelang. Das beweisen seine bisherigen Arbeiten, u.a. „Tristan und Isolde“ im Mariinsky Theater St. Petersburg und „Boris Godunow“ an der Berliner Staatsoper unter den Linden.
In der Partie des jungen Fürsten Andreij Chowansky singt Klaus Florian Vogt, der unter Kent Nagano bereits mit großem Erfolg die Partie des Lohengrin in Baden-Baden gesungen hat. Sein Vater, Iwan Chowansky, ist Paata Burchuladze. Neben ihnen sind zu erleben: John Daszak (Wassilij Golizyn), Anatoli Kotscherga (Dossifej), Doris Soffel (Marfa), Valery Alexejev (Schaklowity) und Camilla Nylund (Emma).