Axler hat das, was nicht passieren darf, gnadenlos zu Ende gedacht: Colby und Nick, beide Ende 20, erwarten ein Kind und starren, wie es wohl die meisten werdenden Eltern tun, auf das erste Ultraschallbild und sehen, wenn sie ehrlich sind, kein Baby, nur einen komischen, verschmierten Fleck (Smudge). Aber das Kind von Colby und Nick sieht nach der Geburt noch genauso formlos aus: Grau-rosa, fast wie eine Qualle, ohne Gliedmaßen, mit wenigen Haaren und einem einzigen Auge - das allerdings schillert türkisgrün wie die Südsee. Während Nick trotzig die Geburt seiner "Cassie" mit rosa "It's a Girl"-Girlande feiert, weigert sich Colby konsequent, die liebende Mutter zu spielen und kommentiert das Geschehen mit ätzendem Zynismus, der auf Dauer in blanken, offenen Hass umschlägt.
Anders als Nick, der sich tagsüber im Büro zum Entsetzen seines Bruders und Kollegen Pete plötzlich mit philosophischen Erörterungen über das Dasein auseinandersetzt, anstatt seinem Job als Bevölkerungsstatistiker nachzugehen, wird Colby rund um die Uhr mit ihrer eigenen Überforderung konfrontiert. Dort, wo eigentlich das pure Elternglück blühen sollte, herrschen schon bald nur noch die Depressionen Colbys, der philosophisch-mäandernde Wahnsinn Nicks und das seltsame Glimmen der Schläuche und Apparate aus Cassies Wiege, das alles zu überstrahlen scheint.
Ein mutiges und bitterböses Stück, das mit überraschender sprachlicher Leichtigkeit überall dort hinein sticht, wo es wirklich weh tut.
Mit: Moritz A. Sachs, Jörg Kernbach und Celina Engelbrecht
Weitere Termine: 15./21./22.09.2012 jeweils um 20.30 Uhr