Selbstmitleid bestimmt sein Dasein, das überschattet wird von einer falschen Betrugsanklage. Dominiert wird sein Alltag von dem damit eng verbundenen Geldverlust. Tellheims unglaublicher Stolz, den er sich eigentlich schon nicht mehr leisten kann, läßt ihn jegliche Hilfe ablehnen. Dabei stehen die Wohltäter Schlange bei ihm. Alle lehnt er ab. Auch Minna, seine Minna, die Verlobte aus glücklichen, nämlich Kriegstagen, weist er zurück, glaubt er sich doch ihrer Liebe nicht mehr würdig. Er, der „Krüppel, Bettler, Verbrecher und Entehrte“, er gefällt sich eitel in seinem Stolz und Mitleid mit sich selbst.
Doch Minna läßt sich nicht abweisen, Stolz und Ehrbegriffe nicht als Abweisungsgrund gelten. Für sie zählt nur die Liebe. Und so ersinnt sie eine raffinierte List, um Tellheim mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, ihn so zu seinem Glück zu zwingen und sie zu heiraten. Dabei treibt sie das Spiel mit ihm ganz schön weit – zu weit?
Minna von Barnhelm, 1767 veröffentlicht, wurde von Johann Wolfgang von Goethe wegen seines Zeitbezugs hoch gelobt, ja sogar als erstes Zeitstück hervorgehoben – das Stück spielt kurz nach dem Ende des siebenjährigen Krieges in Berlin. Heute wird es vor allem als „Feldzug der menschlichen Spontanität gegen den unmenschlichen Ehrbegriff“ wahrgenommen und fasziniert als Lustspiel durch Minnas Lust am Spiel.
Die Ehre hat mich nie gesucht; sie hätte mich aber auch nie gefunden.
G. E. Lessing
Regie: Anne Klinge; Bühne & Kostüme: Erwin Bode
Mit:
Major von Tellheim Frank Roeder
Minna von Barnhelm Sinikka Schubert
Graf von Bruchsal Günter Lieder
Franziska Martina Dähne
Just Helmuth A. Häusler
Paul Werner Gerhard Kasal
Der Wirt Heinz Fitz
Eine Dame in Trauer Katrin Daliot
Ein Feldjäger Bernhard Wolf
Riccaut de la Marlinière Burkhard Jahn
Weitere Vorstellungen:
September: 29., 30.
Oktober: 1., 7., 11., 18., 20., 21., 22., 27.