Von ihm verlassen, mit einer Jüngeren betrogen, rasend vor Eifersucht und in ihrer Weiblichkeit tief verletzt, lebt sie als Ausgestoßene am Rande einer ihr fremden Gesellschaft – doch den Treulosen liebt sie noch immer.
Cherubinis Oper folgt nicht allein Médée durch alle nur möglichen Nuancen weiblichen Empfindens, sondern führt uns mit ihr an die Grenzen eines gesellschaftlichen Denkens, in dem für Individualismus kein Platz ist. Größen wie Legitimität, Gerechtigkeit und vernunftgesteuertes Handeln werden hier relativiert durch die Unberechenbarkeit der Emotionen, die das wahre Menschsein ausmachen. Die Balance zwischen effektvoller französischer Nummernoper und einfühlsamen Psychodrama wird in der im Stadttheater gespielten Urfassung zusätzlich durch die Dialoge verstärkt, deren Direktheit das Schicksal der handelnden Personen noch näher bringt.
Tragédie lyrique in drei Akten // Libretto von François-Benoît Hoffmann nach den gleichnamigen Tragödien von Euripides und Pierre Corneille // Rekonstruktion der französischen Urfassung von Heiko Cullmann // In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Elisa Gogou
Inszenierung Florian Lutz
Bühne und Kostüme Christoph Ernst
Video Konrad Kästner
Choreinstudierung Hagen Enke
Dramaturgie Fedora Wesseler
Mit Evgueniy Alexiev // Nohad Becker // Annemarie Kremer // Sarah Kuffner // Christiane Linke // Paul O’Neill // Sünne Peters //
Bielefelder Opernchor // Bielefelder Philharmoniker