Der Öffentlichkeit soll diese Entdeckung selbstverständlich nicht vorenthalten werden — die Redakteure Hovstad und Billing vom „Volksboten“ und auch der Vorsitzende des Vereins der Hausbesitzer, Aslaksen, sichern ihre Unterstützung zu. Allein der Bruder, Bürgermeister der Kleinstadt, kann den kämpferischen Enthusiasmus nicht teilen, bedeutet diese Entdeckung doch einen Imageschaden und somit zwangsläufi g wirtschaftliche
Einbußen. Kaum rechnet er vor, was eine Sanierung des Bades für jeden Einzelnen an Steuerlast bedeuten würde, schlägt die Stimmung um: Gerade noch gefeiert wird Doktor Stockmann zum Volksfeind erklärt. Doch statt klein beizugeben nimmt Stockmann die Rolle an und hinterfragt grundlegend eine Gesellschaftsordnung, die unter dem Primat wirtschaftlicher Interessen steht.
Hausregisseurin Jorinde Dröse spitzt in ihrer Inszenierung den dramatischen Konflikt zu und macht aus dem Badearzt Stockmann eine Frau Doktor Stockmann: Ihr Aufstand richtet sich nicht alleine gegen ein unvernünftiges Wachstumsstreben, sondern ebenso gegen die verkrusteten Strukturen einer patriachalen Gesellschaftsordnung.
Mit: Julischka Eichel / Philipp Haagen / Ronald Kukulies / Matti Krause / Andreas Leupold / Albrecht A. Schuch / Cornelius Schwalm / Gunnar Teuber / Sabine Waibel
Regie: Jorinde Dröse / Bühne: Annette Riedel / Kostüme: Almut Eppinger / Musik: Philipp Haagen
Nächste Vorstellung am 3. Oktober 2012