Herzog Vincentio legt die Gesetze locker aus und lässt Gnade vor Recht walten. Nun will er sich zurückziehen und die Regierung seinem Statthalter überlassen. Angelo seinerseits waltet mit rigoroser Stre nge. E r verschärft die Gesetze, fordert puritanisch die Einhaltung von Tugend und Moral und will sogar den jungen Claudio verurteilen, der mit seiner Verlobten ein uneheliches Kind erwartet. Ein Vergehen, wofür Angelo ungeachtet aller Umstände die Todesstrafe fordert. Verzweifelt versucht Claudio sein Leben zu retten und bittet seine Schwester Isabella, die im Begriff ist, ins Kloster einzutreten, vor Angelo um Begnadigung zu flehen. Beim Anblick Isabellas geraten Angelos erzkonservative Vorstellungen von Recht und Moral in Widerspruch mit seinen eigenen Gefühlen. Er verliebt sich in die junge Frau, nur macht ihn das nicht zu einem besseren Menschen, stattdessen sucht er seine Sehnsucht nach Isabella mit einer unglückseligen Erpressung zu erfüllen und macht ihr ein unmoralisches Angebot: Für eine Liebesnacht mit ihr begnadigt er Claudio.
Ebenso wenig jedoch lässt sich Isabella von ihren Prinzipien abhalten und verweigert den Deal – selbst wenn ihr Bruder dafür in den Tod gehen muss. Schliesslich greift der Herzog ein. Er hat die Stadt nie verlassen, die Lageals Mönch verkleidet beobachtet. In einem komplizierten taktischen Spiel gleicht er als gerechter Politiker die Widersprüche aus, die sich in der katastrophalen Verbindung zwischen fanatisch ausgelegtenPrinzipien, Machtgefügen und politischen Verfügungen ergeben haben und vereint zum Schluss alle. Doch seine Lösung ist ebenso hemmungslos wie bitter: Um Mass mit Mass zu vergelten, verheiratet er die Täter mitden Opfern und nimmt die Nonne Isabella zur Frau.
Jan Bosse, 1969 in Stuttgart geboren, führte bereits für viele Inszenierungen am Schauspielhaus Zürich Regie, darunter „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab (2005) und „Der zerbrochene Krug“ von Heinrichvon Kleist (2006). Er war Hausregisseur am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Maxim Gorki Theater Berlin und inszeniert u.a. regelmässig am Burgtheater Wien, am Thalia Theater Hamburg und am StaatstheaterStuttgart. Seine Inszenierungen wurden mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, so jüngst „Die Welt im Rücken“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle am Burgtheater oder sein gefeierterZürcher „Hamlet“, den er 2007 in der Schiffbauhalle realisierte. Bosses Zürcher „Hexenjagd“-Inszenierung, die im Januar 2016 Premiere feierte, wurde zudem zum 3. Schweizer Theatertreffen in Genf eingeladen.
MASS FÜR MASS
von William Shakespeare
Deutsch von Jens Roselt
Regie Jan Bosse
Bühne Moritz Müller
Kostüme Kathrin Plath
Musik Arno Kraehahn
Licht Markus Keusch
Dramaturgie Gabriella Bußacker
Mit:
Vincentio, der Herzog Hans Kremer
Angelo, der Stellvertreter Daniel Strässer
Isabella Lena Schwarz
Madame Overdone / Mariana Lisa-Katrina Mayer
Lucio, ein Sonderling Robert Rožić
Claudio Benito Bause
Elbow / Kerkermeister Klaus Brömmelmeier
Pompey / Abhorson / andere Schurken Milian Zerzawy
Weitere Vorstellungen im Pfauen
16./ 20./ 24./ 27. April, jeweils 20 Uhr
22. April, 15 Uhr
15./ 17. Mai, jeweils 20 Uhr
Weitere Vorstellungen im Juni sind in Planung.
Mehr als Zuschauen
Rahmenprogramm zu „Mass für Mass“
Theater Campus Festival: Workshop „Shakespeare spielen“
Studierende nähern sich schauspielerisch Shakespeares Drama. Der Workshop findet im Rahmen der Studierendentage am Schauspielhaus statt.
20. April 2018, 15 bis 17 Uhr, Eintritt frei
Leitung Maximilian Enderle, Regieassistent
Anmeldung unter theatercampus@schauspielhaus.ch
Backstage-Pass
Menschen, die beruflich mit Religion(en) zu tun haben, treffen Mitarbeitende des Schauspielhauses an ihren Arbeitsplätzen hinter den Kulissen des historischen Pfauen und besuchen anschliessend die Vorstellung.
27. April 2018, 18 Uhr, Eintritt frei
Leitung Anne Britting, Theaterpädagogin
Anmeldung unter mehralszuschauen@schauspielhaus.ch
Theater im Gespräch
Moderierte Gesprächsrunde zu „Mass für Mass“ & „Hello, Mister MacGuffin!“ um eigene Beobachtungen auszutauschen, Inszenierungsansätze zu vergleichen und Fragen zu stellen.
3. Mai 2018, Treffpunkt Schiffbau/Foyer, 19 bis 20.30 Uhr, Eintritt frei
Leitung Petra Fischer, Dramaturgin
Weitere Angebote und Termine unter schauspielhaus.ch/mehralszuschauen
Bild: William Shakespeare