Er beginnt fast am Ende. Maria Stuart, als Königin von Schottland abgesetzt, befindet sich in Gefangenschaft der Königin von England. Hinter ihr liegt ein kometenhafter Aufstieg am Hofe und ein jäher Absturz durch Leidenschaft. Nicht nur in Elisabeths Augen ist sie regierungsunfähig. Trotzdem beharrt Maria auf ihrem Thronanspruch über Schottland und England, da sie Elisabeth nicht als rechtmäßige Erbin anerkennt. Ein Prozess wird angestrengt, an dessen Ende die Enthauptung der Maria Stuart steht. Schiller interessierten die unvereinbaren Lebensmodelle zweier starker Frauen: charismatisch und schillernd als tragische Gestalt in die Geschichte eingegangen die eine; als Realpolitikerin höchst erfolgreich, aber weniger glorifiziert die andere. Höhepunkt in Schillers Drama ist die (frei erfundene) Begegnung der Rivalinnen. Und: Schiller verknüpft die Themenfelder Liebe, Intrige, Religion und Politik in zwei weiteren Figuren auf höchst effektvolle Weise. Lord Leicester als (ehemaliger) Geliebter der Elisabeth und einstiger Heiratskandidat Marias paktiert und taktiert auf unglaubliche Weise mit beiden Frauen. Mortimer, jüngst vom protestantischen zum katholischen Glauben übergetreten, beginnt als schwärmerischer Neuankömmling am Hof und endet als fanatischer Attentäter im Selbstmord. Als politisches Drama von ungeheurer Sprachkraft bleibt „Maria Stuart“ eine Herausforderung, bis heute.
Inszenierung: Manuel Soubeyrand
Ausstattung: Barbara Fumian
Es spielen: Nadine Ehrenreich, Eva Geiler, Christina-Bettina Pfannkuch, Lothar Bobbe, Frank Ehrhardt, Jürgen Lingmann, Jonas Pätzold, Benedikt Voellmy