»Ein Theaterbesuch ist immer auch eine Auszeit vom Banalen. Er ist im Kern ein gemeinsames, festliches Erlebnis. Das Thema des Mannheimer Sommers will genau an diese Erfahrung anschließen. Denn das Thema Fest ist hier eben gerade nicht banal gemeint, sondern im Sinne dieser utopischen Fähigkeit des Menschen: sich gemeinsam mit anderen zu verbinden. Davon – und von den Schwierigkeiten damit – handeln all die Lieder, Mythen und Opern, die uns bis heute begeistern!«, so Opernintendant Albrecht Puhlmann.
Festivalprogramm
Den Auftakt des Festivals bildet die Neuproduktion von Mozarts »Don Giovanni«, welche am 27. Juni im Schlosstheater Premiere feiert. Dieses als »Oper aller Opern« gefeierte Werk ist Teil des dreijährig angelegten Mozart-Da Ponte-Zyklus, welcher in Koproduktion mit dem Nationaltheater Prag konzipiert wurde. Bisher wurden innerhalb dieser Kooperation die Mozart-Opern »Cosí fan tutte« und »Die Hochzeit des Figaro« in beiden Theaterhäusern gespielt. Nun bringt das Team um den norwegisch-schwedischen Regisseur Alexander Mørk-Eidem beim Mannheimer Sommer 2024 »Don Giovanni« im Schwetzinger Schlosstheater zur Premiere und bildet damit den Abschluss des Zyklus. Flankiert wird die Neuproduktion durch eine sogenannte »Harmoniemusik«, einer historischen Easy Listening-Version der großen Oper für gemischte Bläser. Fagottist Reinhard Phillipp und das Bläserensemble des Nationaltheaters haben exklusiv für den Mannheimer Sommer eine dieser großen Unterhaltungsmusiken aus Mozarts Zeit einstudiert.
»Auf den Spuren von Don Giovanni« wiederum ist ein moderiertes Familienkonzert der Sonderklasse, dass dazu einlädt, mit den Sängern und in der Originalausstattung der Produktion, begleitet vom Nationaltheater-Orchester, den fiesen Helden Don Giovanni besser kennenzulernen.
Beim Open-Air-Konzert »RE-CREATION« am 28. Juni im Schlossgarten treten der Komponist Ziggy Has Ardeur und Konstantin Gropper, Kopf und Sänger der Band »Get Well Soon«, auf. In ihrer Orchester-Komposition »Rhizom« für die Bundesgartenschau setzen sich die Mannheimer Künstler klanggewaltig mit unserem Verhältnis zur geheimnisvollen Pflanzenwelt auseinander. Grund genug für den Mannheimer Sommer, ein Open-Air-Konzert im Schwetzinger Schlosspark zu veranstalten, das von klassischer Formvollendung bei Haydn, Smetana und Mendelssohn bis zu Groppers lässigem Bariton reicht.
Weitere Highlight des Festivals bilden am 6. Juli im Schlossgarten die »Landschaftsmusik« und die »Orchesterkaraoke«. Beide Formate sind etablierte Klassiker im Programm des Mannheimer Sommers. Während das reichhaltige Programm der traditionsreichen »Landschaftsmusik« von Instrumentalmusik, Streichquartetten, Blechbläserkanzonen über französische Chansons oder eine Fassung der »Schönen Müllerin« mit Akkordeon bis hin zu Klanginstallationen und Performances reicht und das Publikum in die unterschiedlichsten Ecken des Schlossparks entführt, funktioniert das Prinzip der »Orchesterkaraoke« folgendermaßen: Das Orchester übt unter dem Dirigat des Festivalleiters Jan Dvořák diverse Karaoke-übliche Popsongs von Frank Sinatra bis Billie Eilish ein. Gesangsbegeisterte wählen am Abend während der Veranstaltung per Handzeichen den Song aus, den sie singen möchten und können ihn unmittelbar im Anschluss mit Sinfonieorchester-Begleitung performen.
Doch der Mannheimer Sommer kommt natürlich auch nach Mannheim: Im Studio Werkhaus zeigt das Nationaltheater ein Schwerpunktprogramm rund um Albert Camus’ Roman »Der Fremde«. Dazu gehört die Uraufführung der gleichnamigen Kammeroper am 30. Juni. Komponistin und Regisseurin Cecilia Arditto Delsoglio, die Gewinnerin des der Produktion vorausgegangen Kompositionswettbewerbs 2020, liest Camus’ Schlüsselroman über das Leben im Zeitalter des Absurden als eine Art Partitur. Gemeinsam mit Co-Regisseurin Annette Müller macht sie die Geschichte zu einem intimen Drama der Klänge. Im Musiksalon »Im Salon mit Cecilia Arditto« am Donnerstag, 4. Juli gibt es zudem in der Lobby Werkhaus ein Gespräch mit der Komponistin zur Uraufführung ihrer Kammeroper.
Das Haz’art Trio steht für feinsten transkulturellen Jazz, Spielfreude und Brillanz. Auf ihrer anlässlich der Kammeroper-Premiere »Der Fremde« konzipierten musikalischen Reise gehen die Musiker um den Lauten-Virtuosen Fadhel Boubaker auf Spurensuche innerhalb der algerischen Musiktradition. Das Ergebnis ist der Konzertabend »Journey to Algeria« im Bühnenbild der Kammeroper – vielfältig, überraschend und ungezügelt.
Der Schlosspark wird mit der Klang-Collage »The Sound of the Multitude« von Nik Nowak und der Klangkomposition »17 Chilling Mammoths« von Maya Dunietz zu einem spannenden Ort für Erkundungsgänge. Die Produktion von Kommando Himmelfahrt, »Der geheime Garten« lädt dazu ein, sich mit Kopfhörern ausgestattet auf einen ganz besonderen Spaziergang durch die verborgene Welt des Gartens einzulassen.
Bei der interaktiven Konzertshow »Mozart Dance Explosion« von Performance-Star Daniel Cremer erreicht die Liebe zu Mozart indessen eine neue Eskalationsstufe. Die Mannheimer Lokal-Matadore des Mumuvitch Disko Orkestar haben dafür das Köchelverzeichnis durchkämmt, auf der Suche nach Stücken, von denen bislang niemand ahnte, wie tanzbar sie eigentlich sind.
Die US-Amerikanerin Jessica Gadani war schon in Ariel Ashbels Produktion »NEO DOME I« im letzten »Mannheimer Sommer« absolut hinreißend. Grund genug, sie diesmal um eine ganz neue Solo-Performance im Apollotempel des Schwetzinger Schlossgartens zu bitten. Und zwar nicht tagsüber – sondern nachts! »A little night music«, eine nächtliche Musikperformance nach Motiven von Stephen Sondheim wird an drei Festivaltagen als Abschluss unseres Programms im Schloss gezeigt werden.
In ihrem ungewöhnlichen Konzert »We in a Box« suchen Everline Akinyi Odero und Joss Turnbull nach Gleichklang und Dissonanz, die aus der physischen Kraft des Boxens und der des Trommelns entsteht.
Mit »DISCO« zeigte das Orchester im Treppenhaus schon auf Festivals wie »Fusion« oder »Detect Classic«, was die Zukunft klassischer Musik sein könnte – und, dass es sie gibt: Neue Musik zum Tanzen! Kompositionen unter anderem von Christopher Boehm, Benjamin Scheuer, Kostia Rapoport oder Christoph König verschmelzen bei diesem Format Publikum und Musikensemble zu einer bebenden Masse. Für den Mannheimer Sommer wird nun erstmalig die Konzertversion dieses Programms aufgeführt, die sich zum Sitzenbleiben ebenso eignet, wie zum Mittanzen. Sogar Robert De Niros sonore Synchronstimme wird beim Mannheimer Sommer erklingen und zwar bei der Konzertlesung »Moby Dick« mit Christian Brückner (Lesung) und Elbtonal Percussion.
Den Abschluss des Festivals bildet die »Rede in Es -Dur« mit anschließendem Podiumsgespräch. Für diese verbindet sich Luisa Neubauer, als Größe der internationalen Klimaschutz- Bewegung, mit dem Streichquartett des »Ensemble Resonanz«, das für innovative, genreübergreifende Programme bekannt ist.
Das gesamte Festivalprogramm mit weiteren Open-Air-Konzerten und Performances sowie Maskenbällen und internationalen Gastspielen ist auf der Website sowie in den gängigen Print- und Werbeprodukten des NTM zu finden.
Alle Infos: www.nationaltheater-mannheim.de/das-theater/oper/mannheimer-sommer/