Mit zahlreichen Uraufführungen, deutschen Erstaufführungen aber auch Wiederentdeckungen und neuen Sichtweisen auf das klassische Repertoire präsentiert das Nationaltheater Mannheim einen vielseitigen Spielplan für die Spielzeit 2009/2010.
Mit Amadis des Gaules von Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn
Johann Sebastian Bachs, bringt die Oper zum Spielzeitauftakt ein kaum gespieltes Werk aus dem Kreis der Mannheimer Schule auf die Bühne. Die Mannheimer Hofoper führte zu ihrer Zeit die europäische Opernavantgarde an und auch im 21. Jahrhundert ist Mannheim ein Forum für zeitgenössisches Musiktheater: Mit der Uraufführung von Bernhard Langs Oper Montezuma – Fallender Adler, die von der Zerstörung der atztekischen Kultur durch spanische Christen unter Cortez handelt, werden den Hör- und Sehgewohnheiten der Zuschauer neue Horizonte erschlossen. Zur Eröffnung des Mannheimer Mozartsommers am Ende der Spielzeit wird Mozarts letzte Oper La Clemenza di Tito den Premierenreigen beschließen. In der Jungen Oper steht mit Theo Loevendies Nachtigall ein kleines Juwel des zeitgenössischen Kindermusiktheaters nach dem bekannten Märchen von Hans Christian Andersen auf dem Programm.
Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminski setzt auch in der kommenden Spielzeit auf zeitge-nössisches Autorentheater mit nicht weniger als zehn
Ur- und Erstaufführungen von renommierten Autoren wie Theresia Walser, Marius von Mayenburg und Reto Finger. Auch die neue Hausautorin am Nationaltheater Ulrike Syha wird ein neues Stück für Mannheim schreiben und Gesine Danckwart wandert nach ihren Straßenbahn- und Hafenprojekten Richtung Osten zum Teatr Polski in der Mannheimer Part-nerstadt Bydgoszcz. Mit einem Stückauftrag an die ZIA, die Zentrale Intelligenz Agentur aus Berlin, fragt das Schauspiel Mannheim einen professionellen Literaturdienstleister, wie in Zeiten von web 2.0 und Google die Zukunft des Autors aussieht.
Eröffnet wird die Spielzeit mit einem modernen Klassiker: Der gefeierte spanische Regisseur Calixto Bieito inszeniert mit Frank Wedekinds Lulu erstmals in Mannheim.
Kevin O’Day-Ballett Mannheim wird sein zeitgenössisches Repertoire um drei Uraufführungen erweitern und dabei bewährte künstlerische Partnerschaften fortsetzen. Nach ihren großen Er-folgen im Schauspielhaus wird Dominique Dumais die Spielzeit eröffnen mit einem dreiteiligen Ballettabend, der auch ein Stück der Ikone des amerikanischen modernen Tanzes Twyla Tharp umfasst. Im Opernhaus wird Dumais dann mit Dirigent Günther Albers und Ausstatterin Tatyana van Walsum Frida Kahlo zu Musik mexikanischer Komponisten zur Uraufführung bringen. Die dritte Uraufführung wird Kevin O’Day mit Ausstatter Jean-Marc Puissant zu einem ungewöhnlichen Thema erarbeiten: Film noir.
Der Schnawwl feiert 2009/10 sein 30-jähriges Bestehen mit einem Programm unter dem Motto „Grenzüberschreitung“. Drei gattungsübergreifende Projekte stehen im Zentrum des Spielplans, die sich nicht nur formal, sondern auch inhaltlich mit dem Thema Grenzen und deren Überwindung auseinandersetzen: In Risiko von John Retallack erkundet die Kinder- und Jugendtheatersparte erstmals das Feld des Tanztheaters für junges Publikum, mit der renommierten Figurentheaterspielerin Margrit Gysin wagt es sich in die Welt des Erzählens mit Materialien und Puppen bei der Dramatisierung von Guus Kujers Buch von allen Dingen und mit Riekchens Reise sprengt es mit einem fantastischen Cross Over unterschiedlicher Theaterformen und Videokunst die Grenzen der Realität. Dazu kommen drei mobilen Verwandlungsmärchen, mit denen ein Teil der neuen Produktionen die Grenze des Spielraums in der Alten Feuerwache hinter sich lässt und Klassenräumen einen Besuch abstattet.