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Luzerner Theater, UG – Salon: Literaturnobelpreisträgerinnen

8. März bis 26. April 2007.

 

Nach den erfolgreichen Autorenlesungen der vergangenen Monate geht das UG des Luzerner Theaters im März und April mit einer neuen Lesereihe an den Start. Titel und Inhalt der neuen Reihe, die zunächst aus vier Abenden besteht, sind «Literaturnobelpreisträgerinnen».

Vorgestellt werden zwei lebende und zwei bereits verstorbene Autorinnen, zwei von Ihnen sind sehr bekannt, zwei echte Wiederentdeckungen.

 
Seit der Verleihung des ersten Literaturnobelpreises im Jahr 1901 wurden 94 Männer und 10 Frauen mit dieser höchsten literarischen Auszeichnung bedacht. Einige der Frauen tragen klingende Namen, ande­re sind heute völlig unbekannt. In Zusammen­arbeit mit der Stadtbibliothek Luzern und dem Büro für Gleich­­stellung stellt das UG des Luzerner Theaters im März und April 2007 vier Nobelpreis­trägerinnen vor. Die Wiederentdeckungskampagne wird geleitet von der Zürcher Theaterschaffenden Esther Uebelhart, die an vier Abenden und mit jeweils wechselnden Gästen vier der Preisträgerinnen vorstellen wird. Die Erzählun­gen, Gedichte und (gekürzten) Romane werden ergänzt durch eine speziell für den Abend angefertigte Bühnensituation, durch Gespräche, Filmeinspielungen, Kritiken und Anekdoten.

 
Die Termine:

Am 08. März 2007, 20.00 Uhr im UG

Wislawa Szymborska (Polen, Nobelpreis 1996)
mit Esther Uebelhart und Malgorzata Gerber, Lektorin für Polnisch

Am 22. März 2007, 20.00 Uhr

Selma Lagerlöf (Schweden, Nobelpreis 1909)

mit Esther Uebelhart und Lucia Meier, Kommunikationstrainerin

Am 12. April 2007, 20.00 Uhr

Grazia Deledda (Italien, Nobelpreis 1926)
mit Esther Uebelhart und Esther Spinner, Schriftstellerin

Am 26. April 2007, 20.00 Uhr
Toni Morrison (USA, Nobelpreis 1993)
mit Esther Uebelhart und Esther Bowen Liechti, Prozessbegleiterin

 

Die Lesereihe beginnt am 08. März mit einer echten Entdeckung:

Wislawa Szymborska (Polen, Nobelpreis 1996)

In ihrem Heimatland Polen gilt Wislawa Szymborska als bedeutendste Lyrikerin ihrer Generation. Einem breiteren Publikum wurde sie erst 1996 durch den Gewinn des Literaturnobelpreises bekannt. Szymborska zeigt sich in ihren Gedichten als Meisterin des «geflüsterten» Dialogs und der dichterischen Ironie. Was sie schreibt, sind Gedichte voller Weisheit, Güte, Humor und Schmerz über all das, was wir scheinbar kennen und was uns dennoch oft ratlos zurücklässt.

Geboren wurde Wislawa Szymborska am 2. Juli 1923 in Bnin nahe Posen. 1952 erschien ihr erster Ge­dichtband «Deshalb leben wir». Der literarische Durchbruch gelang Szymborska 1957 mit dem Band «Rufe an Yeti». Es folgten «Salz» (1962), «Hundert Freuden» (1964), «Alle Fälle» (1972), «Die grosse Zahl» (1976), «Menschen auf der Brücke» (1983) und «Das Ende und der Anfang» (1993). In den 80er Jahren engagierte sie sich im oppositionellen Untergrund der Solidarnosc und arbeitete u.a. an der in Paris erschei­nenden Exilzeitschrift «Kultura» mit. Wislawa Szymborska lebt in Krakau.

 

Am 22. März folgt eine bis heute viel gelesene Autorin:

Selma Lagerlöf (Schweden, Nobelpreis 1909)

Am 10. Dezember 1909 ist es soweit. Zum ersten Mal wird der Nobel­preis für Literatur einer Frau ver­liehen. Die schwedische Erzählerin Selma Lagerlöff bedankt sich bei den Menschen ihrer Heimat Värmland, in deren Natur und Kultur ihr schriftstellerisches Werk wurzelt: «Ich stehe in tiefer Schuld, z.B. bei den alten Männern und Frauen, die … mir wunderbare Geschichten erzählten … Sie haben mir bei­ge­bracht, dass den harten Steinen und dunklen Wäldern eine Poesie inne wohnt.»

Selma Lagerlöf wurde am 20. November 1858 auf Gut Mårbacka in Värmland geboren. Nach dem Be­such höherer Schulen in Stockholm war sie von 1885 bis 1895 als Lehrerin tätig. In dieser Zeit entstand auch der Roman «Gösta Berling», der ihren Ruhm begründete. Nach einem Stipendium unternahm sie ausgedehnte Reisen nach Italien, Palästina, Belgien, Deutschland und in die Schweiz. Ab 1897 lebte sie als freie Schriftstellerin in Falun. Nach der Verleihung des Literatur­nobel­preises konnte sie den Gutshof ihrer Kindheit zurückkaufen. Dort starb sie am 16. März 1940.

 

Am 12. April präsentieren wir eine zu Unrecht vergessene Autorin aus Sardinien:

Grazia Deledda (Italien, Nobelpreis 1926)

Deledda wurde am 27. September 1875 in Nuoro auf Sardinien als Tochter eines wohlhabenden und angesehenen Grundbesitzers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule nahm sie Privatunterricht in italienischer Literatur. Bereits im Alter von dreizehn Jahren begann sie zu schreiben. Auf Anregung ihres Lehrers, der schon frühzeitig ihr Talent erkannte, sandte sie ihre Arbeiten an eine Zeitschrift, die diese sofort veröffentlichte. 1892 erschien ihr erster Roman «Fior di Sardegna». 1900 heiratete Deledda den Staatsbeamten Palmiro Madesani und lebte mit ihm zunächst in Cagliari, später in Rom. Grazia Deledda verfasste unter anderen über 350 Novellen, 30 Erzählungen, zahlreiche Gedichte und 38 Romane. In ihrem Werk schildert sie hauptsächlich die Landschaft und das Leben ihrer sardischen Heimat. 1930 übersetzte sie Honoré de Balzacs Werk «Eugènie Grandet» ins Italienische. Grazia Madesani, geborene Deledda, starb am 15. August 1936 in Rom.

 

Den Abschluss der Reihe bildet eine Ausnahmeerscheinung aus der Welt der Autorinnen:

Toni Morrison (USA, Nobelpreis 1993)

Toni Morrison war die erste schwarze Frau, der der Literaturnobelpreis verliehen wurde. Und sie war die erste schwarze Frau, die einen Lehrstuhl an der Princeton University bekam. Geboren wurde sie unter ihrem bürgerlichen Namen Chloe Anthony Wofford im Jahr 1931 in Ohio, als zweites von vier Kindern einer Arbeiterfamilie. 1949 begann sie ihr Studium in Washington DC und arbeitete später als Lektorin bei Random House. In ihren bald auch international sehr erfolgreichen Romanen thematisiert sie meist die Situation der Frauen und/oder Schwarzen in der US-amerikanischen Gesellschaft. Nach dem Debüt «Sehr blaue Augen» (1970) und «Salomons Lied» (1977) wurde sie für «Menschenkind» (1987) mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, der Roman «Jazz» (1993) brachte ihr den Literaturnobelpreis ein. Sie habe, so die Jury, «durch eine Romankunst, geprägt von visionärer Kraft und poetischer Prägnanz, eine wesentliche Seite der amerikanischen Wirklichkeit lebendig gemacht». Seit 1989 bekleidet Toni Morrison eine Professur für afroamerikanische Literatur an der Princeton University, NY. Über ihre Arbeit sagte die vielfach ausgezeichnete Autorin einmal: «Es gibt nicht schwarze oder weiße Literatur. Ich schreibe nicht für Minderheiten. Ich schreibe Mainstream.»

 

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