Für eine Wüstenbar ist die Cactus Bar zu stylish: spiegelnder Boden und spiegelnde Wände, rote Poufs, eine Sitzgelegenheit geformt wie ein Kaktus, auch die DJane hat ihre Musikanlage in einem roten Plüschkaktus aufgebaut. Anfangs legen ein Rockgitarrist, ein Conferencier und zwei Tänzer, die sich den Mafiatouch geben, eine falsche Spur. "Lovers and Madmen" aus Shakespeares Sommernachtstraum rezitiert und von einem Tänzer interpretiert, führt zum eigentlichen Thema des Abends, der Liebe in Variationen.
Das Stück ist wie eine Bühnenshow, durch die ein Conferencier führt, mit verschiedenen Auftritten konzipiert. Marilyn Monroes "I wonna be kissed by you" und Françoise Hardys "Comment te dire adieu" werden tänzerisch interpretiert, die DJane Miss Bailey hat einen glamourösen Auftritt wie ein Showstar aus alten Tagen. Das standardisierte Begrüßungsritual auf einer Party und der anschließende langweilige Smalltalk werden von dem als Poet auftretenden Conferencier rezitiert und alle Hohlheit durch die wie Hampelmänner agierenden Tänzer, zwei Paare, artikuliert. Als der Rezitator immer schneller und sich mehr und mehr in Rage redet, und quälerische Gemeinheiten von sich gibt, eskaliert die Szene, die Tänzer verlassen empört nach und nach die Bühne. Das hat die Qualität von Albee's "Who's afraid of Virginia Woolf", nur bei Weitem komischer. Und das Begehren und abgöttische Lieben, als spanisches "Adoro" von Agustina Sario mehr hingerotzt als gesungen, steigert sich schließlich zum Brüllen bis zum endlichen Überdruss. Sex und Liebe zu Zweit, zu Dritt, zwischen Mann und Mann, Frau und Frau, alles ist schon bekannt und schnell abgehandelt. Und so verheißungsvoll wie alles angefangen hat, so desaströs endet es, im Würgegriff der Kakteententakel, mit Selbstverstümmelung und Selbstmordversuchen per Plastiktüten.
Susanne Tiersch und ihr Team zeigen in spannenden, unterhaltenden und bewegenden 90 Minuten, was nach der Liebe und dem Verlust sexueller Tabus bleibt, nämlich Frustration, Langeweile und Überdruss. "Cactus bar" kombiniert dabei Tanz, Musik, Bewegung, Text und ist im Gegensatz zu seinem Thema alles andere als langweilig.
seinem Thema alles andere als langweilig.
Konzept, Regie: Stephanie Thiersch
Tanz: Douglas Bateman, Orlando Rodriguez, Agustina Sario, Romy Schwarzer
Schauspiel: Jens Münchow
Musik: Joseph Suchy
DJane: Miss Bailey
Bühne: Bettina Buck
Kostüm: Karen Pieweg
Dramaturgie: Rosi Ulrich
Lichtdesign: Ansgar Kluge
Technische Leitung: Niko Moddenborg
Produktionsleitung: Béla Bisom
Uraufführung am 12.10.07 im Tanzhaus NRW