Wenngleich sie sehr bedacht auf ihre Eigenständigkeit ist, sich nie ein Konto teilen, geschweige denn Kinder haben wollte, lässt sie sich auf die Beziehung ein. Doch schnell hat sie das Gefühl, jedes Treffen mit diesem flüchtigen Liebhaber könnte das letzte sein. Auch kostet es Kraft, sich ständig an der Ex messen zu müssen und das gekränkte Ego eines verkannten Künstlers zu tätscheln, dessen Drehbuch nie länger als zwei Seiten wurde – zumal er ihre Romane gar nicht erst gelesen hat. Doch Verletzlichkeit und gekränkter Stolz können auch etwas Attraktives an sich haben. Und es ist schön, Teil eines Paares zu sein, sich endlich mit den anderen messen zu können, die Blicke derer zu spüren, die sich nach Popeye umdrehen. Und wer würde schließlich behaupten, dass eine Beziehung nicht auch Arbeit und Verzicht bedeutet?
Ein ganzes Jahrzehnt war Olivia Öl Hauptfigur von E. C. Segars weltberühmten Comic, bevor 1929 Popeye den Streifen kaperte, und sie in die Nebenrolle drängte. Sivan Ben Yishai lässt uns mit ihrem Text hinter die vermeintlich zweidimensionalen Oberflächen dieser popkulturellen Ikonen blicken. Dabei durchleuchtet sie reflektiert feministisch und mit scharfer Direktheit die Ungleichheiten, die sich bis heute in scheinbar emanzipierte Paarbeziehungen einschleichen und beschreibt den inneren Konflikt zwischen feministischem
Selbstanspruch und der Annehmlichkeit tradierter Muster.
In LIEBE / Eine argumentative Übung seziert die vielfach ausgezeichnete Dramatikerin Sivan Ben Yishai eine moderne, scheinbar emanzipierte Paarbeziehung, dabei werden die bekannten popkulturellen Ikonen Olivia Öl und Popeye zur Projektionsfläche. Fast vergessen ist inzwischen, dass in den ersten Jahren Olivia die Hauptfigur in E. C. Segars weltberühmtem Comic war, bis Popeye sie 1929 in die Nebenrolle drängte. Tom-Henry
Löwenstrom, Regieassistent am Schauspiel Stuttgart, bringt seine erste eigene Inszenierung im Foyer des Kammertheaters zur Premiere. Gemeinsam mit seinem Team und einem Ensemble aus zwei jungen Spieler:innen geht er der Frage nach, wie sich der innere Konflikt einer Frau in einer Beziehung als Diskurs zwischen den Geschlechtern denken lässt und untersucht die Spannungsfelder zwischen Empathie und Anfeindung, die sich daraus ergeben.
Inszenierung: Tom Henry Löwenstrom
Bühne: Klara Kollmar,
Kostüme: Katharina Weis,
Licht: David Sazinger,
Dramaturgie: Philipp Schulze
MIT:
Felix Jordan, Mina Pecik
Weitere Vorstellungen:
09. / 12. / 20. / 29. Jun 24, 20:00
05. Jul 24, 20:00
sowie weitere in der Spielzeit 2024/25