Vor diesem Hintergrund entfaltet sich die tragische Liebesgeschichte zwischen dem mittellosen Dichter Rodolfo und der ebenso armen, an Schwindsucht leidenden Näherin Mimì. Gemeinsam mit dem Maler Marcello, dem Komponisten Schaunard und dem Philosophen Colline verbringen sie einen glücklichen Weih-nachtsabend im Café Momus. Doch das Glück des Paars währt nicht lange, denn da Rodolfo nicht für Mimis ärztliche Versorgung aufkommen kann, gibt er sie an einen reichen Gönner frei. Kurz vor dem Tod der jungen Frau kommt es zu einer letzten bewegenden Begegnung der beiden Liebenden.
Bettina Bruinier erzählt diese Geschichte als Reise innerhalb einer sich verändernden ‚Leinwandlandschaft‘, in der die vier Künstler neue Situationen bzw. ihr Umfeld stets selbst herstellen. Sie stilisieren sich durch permanente Selbstpräsentation und Selbstinszenierung als ‚Bohème‘, imaginieren sich Essen und Waren, tanzen und duellieren sich aus einer Lust am Spiel. Die Darstellung ihres Lebens ist Gegenstand ihrer Kunst. Ihr Versuch sich dabei immer wieder eine eigene, glücklichere Wirklichkeit zu kreieren, gerät in der realen Begeg-nung von Rodolfo und Mimì zur tödlichen Zerreißprobe. Die junge Frau sucht bei dem Dichter und seinen Freunden Nähe und Verbindlichkeit. Doch ihre Krankheit und ihr Sterben konfrontieren die imaginierte Welt der Künstler mit einer Realität, auf die sich ins-besondere Rodolfo nicht einlassen kann.
Bettina Bruinier, geboren 1975 in Wiesbaden, studierte Opern- und Schauspielregie an der Bayerischen Theaterakademie AUGUST EVERDING. Inszenierungen führten sie u.a. ans Deutsche Theater Berlin, ans Staatsschauspiel Dresden, an die Semperoper Dresden und das Volkstheater München. 2008 wurde Bettina Bruinier auf dem vom Münchner Volkstheater veranstalteten Festival »radikal jung« für ihre Adaption von Juli Zehs Roman »Schilf« mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Von 2009 bis 2011 war sie Hausregis-seurin am Schauspiel Frankfurt. Nach »Kabale und Liebe« stellt sie mit »La Bohème« ihre zweite Arbeit am DNT vor.
Szenen aus Henri Murgers »Vie de Bohème« in vier Bildern
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Musikalische Leitung: Massimo Zanetti / Martin Hoff
Regie: Bettina Bruinier, Bühne: Volker Thiele, Kostüme: Mareile Krettek
Video: Bahadir Hamdemir, Dramaturgie: Martina Stütz
mit Johanni van Oostrum / Heike Porstein, Artjom Korotkov / Jaesig Lee, Alik Abdukayumov / Uwe Schenker-Primus, Steffi Lehmann / Elisabeth Wimmer, Sebastian Campione / Bjørn Waag, Sebastian Campione / Daeyoung Kim
Weitere Vorstellungen: 12. und 28.9., 2., 10. und 26.10., 2., 13. und 21.11. u.w.