Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Kurt Weill/Bertolt Brecht: "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" - Staatsoper Stuttgart Kurt Weill/Bertolt Brecht: "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" -...Kurt Weill/Bertolt...

Kurt Weill/Bertolt Brecht: "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" - Staatsoper Stuttgart

Prenuere Samstag, 11. Mai 2024, 18 Uhr

1930 schufen Kurt Weill und Bertolt Brecht einen neuen Typus der großen Oper, radikal in Unterhaltsamkeit wie auch Kritik. Mit dem Witz des epischen Theaters, dem musikalischen Esprit von schrammeligen Kneipensongs und Musik der Avantgarde bauten sie die Fabel einer an den eigenen Utopien zugrunde gehenden Paradiesstadt, in der es nur noch eine Todsünde gibt – die Zahlungsunfähigkeit.

 

Copyright: Martin Sigmund

Regisseurin Ulrike Schwab untersucht mit einem jungen Ensemble, wer es heute überhaupt noch wagen würde, von einer besseren Zukunft zu träumen.

„Ihr bekommt leichter das Gold von Männern als von Flüssen“, sagt die Witwe Begbick, Kopf des Stadtgründungstrios von Mahagonny. Aber lag nicht vor dem Bekenntnis zum grenzenlosen Konsum mal eine Utopie darin, irgendwo im Nirgendwo einen Pflock in die Erde zu hauen und zu sagen: „Hier ist jetzt das Paradies.“?

Wie auch in Wagners Ring geht es in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny am Anfang um große Gedanken von einem in goldenem Licht leuchtenden Morgen. Doch wer sorgt dafür, dass es im Neuland den Himmel und nicht die Hölle auf Erden gibt? Kurt Weills und Bertolt Brechts Oper stellt Stadt und Sachzwänge in den Mittelpunkt. Regisseurin Ulrike Schwab und ihr Team interessieren sich für die Menschen, die hier heute zu leben versuchen würden: Woher sollte eine radikale Bejahung des Neuanfangs kommen, wenn sämtliche Utopien schon einmal ohne Erreichung ihrer Ziele gelebt worden sind? Wie bei Wagner muss die Welt zugrunde gehen – nur eben ohne Erlösungsmetaphysik.

Ausgerechnet der Glücksritter Jimmy, der die Pleite zur Todsünde erklärt, wird das erste Opfer seines eigenen Gesetzes (irgendwo im Hintergrund winkt Wotan). Die Suche nach Status, Liebe und Gestaltbarkeit der Welt führt entlang gelernter Strukturen und eines Hurrikans, der einen letzten Bogen um die Stadt und ihre bibbernden Bewohner*innen macht, zur großen Frage der Gegenwart: Wer wagt noch, von einer besseren Zukunft zu träumen? GMD Cornelius Meister führt durch Weills schillerndes Panorama populärer wie auch avantgardistischer Musikstile der Weimarer Republik: zwischen schrammeligen Songs direkt aus der Kneipe, Operettenschlagern, Blues, barocker Passionsmusik und Opern-Finali, wie Verdi sie nicht mit größerer Grandezza hätte schreiben können.

Oper in drei Akten
Libretto von Bertolt Brecht
in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung Cornelius Meister
Regie Ulrike Schwab
Bühne Lena Schmid, Pia Dederichs
Kostüme Rebekka Dornhege Reyes
Licht Jakob Flebus
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder, Julia Schmitt
Chor Manuel Pujol

Leokadja Begbick Alisa Kolosova
Fatty Elmar Gilbertsson
Dreieinigkeitsmoses Joshua Bloom
Jenny Hill Ida Ränzlöv
Jim Mahoney Kai Kluge
Jakob Schmidt / Tobby Higgins Joseph Tancredi
Bill Björn Bürger
Joe Jasper Leever
Sechs Mädchen von Mahagonny Mimi Doulton, Marion Germain, Jutta Hochörtler, Rosario Chávez, Melis Vlahović, Vladyslav Shkarupilo

Staatsorchester Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart
Termin speichern

Weitere Vorstellungen
15. / 26. / 28. Mai 2024
1. / 8. / 11. / 29. Juni 2024

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PACKEND UND KONTRASTREICH -- Dmitri Schostakowitschs 4. Sinfonie mit dem Hochschulsinfonieorchester der Musikhochschule Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Dmitri Schostakowitsch zog seine vierte Sinfonie nach der Hauptprobe in der Leningrader Philharmonie zurück. Er war damals Anfeindungen als "Formalist" ausgesetzt, die vor allem von Stalin ausgingen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

BESEELUNG MECHANISCHER BEWEGUNGEN -- Les Ballets de Monte-Carlo im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Les Ballets de Monte-Carlo gastierte mit Jean-Christophe Maillots "Coppel-I.A." in Ludwigsburg. Die Uraufführung fand 2019 im Grimaldi Forum in Monaco statt. Die Geschichte von Leo Delibes'…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIF UND ABGEKLÄRT -- Stuttgarter Philharmoniker mit Mozart und Bruckner in der Liederhalle STUTTGART

Leider fand die konzertante Aufführung von Puccinis "Madame Butterfly" aufgrund der Erkrankung des Chefdirigenten Dan Ettinger nicht statt. Es gab eine Programmänderung. Gleich zu Beginn faszinierte…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE SONNE ALS EINHEIT -- "Sonne/Luft" von Elfriede Jelinek im Kammertheater Stuttgart

Sonne und Luft stehen im Mittelpunkt dieses vielschichtigen Stücks von Elfriede Jelinek, das den Irrungen und Wirrungen des Menschen nachgeht. Der Umgang mit der Umwelt und dem Klimawandel spielt in…

Von: ALEXANDER WALTHER

ERGREIFEND UND TIEFGRÜNDIG -- Bach-Kantaten mit der Gaechinger Cantorey im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das vorletzte Konzert der Reihe "Vision Bach" stand unter dem Motto "Zum Himmel wandern". Unter der inspirierenden Leitung von Hans-Christoph Rademann musizierte die Gaechinger Cantorey zunächst die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑