Projektzeitraum: 2011 bis 2013.
Im Rahmen des Fonds Wanderlust der Kulturstiftung des Bundes beginnt im Januar 2011 eine Kooperation der Landesbühne Wilhelmshaven mit dem Teatr Polski in Bydgoszcz (Polen). Nach einem Austausch von Stücken und Mitarbeitern wird die Erarbeitung einer Inszenierung zum Thema "Bromberger Blutsonntag" den Mittelpunkt des Projektes bilden. Dazu wird es gemeinsame Workshops mit polnischen und deutschen Schülern geben, deren Ergebnisse vor den Vorstellungen gezeigt werden.
Wanderlust – Fonds für internationale Theaterpartnerschaften
Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt deutsche Stadt-, Staats- und Landestheater, die das Fernweh gepackt hat und die sich zu neuen Horizonten aufmachen wollen. Der Fonds Wanderlust fördert auf Antrag eine feste Austauschpartnerschaft mit einem ausländischen Theater für die Dauer von zwei bis drei Spielzeiten. Dabei kann zum Beispiel im ersten Jahr zunächst der Austausch von künstlerischem Personal erfolgen, im zweiten Jahr präsentiert man sich am jeweils anderen Ort mit einem Gastspiel und im dritten Jahr entsteht eine gemeinsame Produktion der beiden Häuser, die an beiden Orten gezeigt wird. Die konkrete Gestaltung der Partnerschaft obliegt den jeweiligen Theatern, entsprechend deren Interesse und Möglichkeiten. Es ist wünschenswert, möglichst viele Mitarbeiter der Häuser an der Zusammenarbeit zu beteiligen. Auf bestehende Partnerschaften kann im Rahmen des Fonds aufgebaut werden, wenn die Partnerschaft mit einem neuen Projekt weitergeführt wird. Die Auswahl über zu fördernde Projekte traf der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes auf der Grundlage der Empfehlungen einer unabhängigen Fachjury bestehend aus Michael Börgerding (Direktor der Hamburger Theaterakademie), Stefan Schmidtke (Leiter des Kulturprogramms zur Kulturhauptstadt Europas Tallinn 2011) und Eva-Maria Voigtländer (Dramaturgin der Ruhrtriennale).
Projektzeitraum: 2010 bis 2013
Die Landesbühne hat sich zu einer Kooperation mit dem Teatr Polski in der polnischen Partnerstadt Bydgoszcz entschlossen. Die beiden Städte verbindet eine schwieriges historisches Erbe: In Bydgoszcz (Bromberg) lebte bis zum 2. Weltkrieg eine große deutsche Minderheit von ca. 10.000 Personen (Ein großer Teil derer siedelte sich später in Wilhelmshaven an). Zwischen den deutschen Brombergern und den polnischen Einwohnern von Bydgoszcz gab es schon vor dem zweiten Weltkrieg gravierende Differenzen: Den Deutschen wurde ideologische Nähe zu den Nazis, Spionage und Diversion gegen den polnischen Staat und die polnische Bevölkerung von Bydgoszcz vorgeworfen, den Polen Repressionen gegen die deutsche Minderheit. Diese Konflikte kulminierten am 3. und 4. September 1939, dem sogenannten “Bromberger Blutsonntag”, an dem sowohl auf pol-nischer, als auch auf deutscher Seite viele Menschen ums Leben kamen.
Beide Theater sehen es als Herausforderung an, im Rahmen der dreijährigen Kooperation in einem abschließenden Projekt die schwierige gemeinsame Geschichte beider Städte mit künstlerischen Mitteln untersuchen, die gemeinsame Gegenwart zu thematisieren und die gegenseitigen Beziehungen durch die künstlerische Zusammenarbeit für die Zukunft zu festigen. Geplant ist die Entwicklung von zwei Stücken zum Thema “Bromberger Blutsonntag” aus dem jeweils anderen Blickwinkel betrachtet.
Treibender Motor der Kooperation ist, neben der historischen Verbindung, zunächst aber die spannende Möglichkeit, sich mit einem anderem Theater zu vernetzen: Gegenseitige Gastspiele, Austausch der Jugendclubs, kulturelle und künstlerische Ergänzungen.
Das Teatr Polski gehört zu den profiliertesten Bühnen Polens und zeichnet sich in seiner Arbeit besonders durch themenbezogener Projekte, zu denen neben den eigentlichen Aufführungen auch Diskussionsrunden, Installationen und Performances gehören, aus. Das Theater beschäftigt hauptsächlich Regisseure und Schauspieler im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, die sich nicht nur einem politischen Theater und radikalen Inhalten ver-pflichtet fühlen, sondern auch in formaler Hinsicht experimentierfreudig sind und konzeptionell die Nähe zur bildenden Kunst suchen. Die Landesbühneverfügt über große Erfahrung mit der Organisation von Abstechern und Gastspielen und weiß, wie man ein weitläufiges Speilgebiet mit einem hochwertigen Kulturangebot versorgt. Da das Teatr Polski sich zunehmend national vernetzen möchte, kann es von der Landesbühne auf diesem Gebiet profitieren. Ein sehr ähnliches künstlerisches Interesse und institutionelle Gemeinsamkeiten (Reisetätigkeit, gleiche Haus- und Ensemblegröße) führen zu einem großen gegenseitigen Interesse aneinander.
Die Theaterpatenschaft zwischen der Landesbühne und dem Teatr Polski ist auf drei Spielzeiten angelegt und in drei Phasen eingeteilt:
Phase 1:
Spielzeit 2010/2011
Die Landesbühne gastiert im Juni 2010 mit der Produktion WOYZECK am Teatr Polski in Bydgoszcz.
Im Rahmen einer moderierten Podiumsdiskussion / einem Nachgespräch nach der Vorstellung stellen sich die Gäste aus Wilhelmshaven dem polnischen Publikum und den polnischen Kollegen vor.
Die Schauspieler der Landesbühne besuchen eine Probe am Teatr Polski, um die dortige Arbeitsweise kennenzulernen.
Der Landesbühnen-Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit trifft sich in Arbeitsgesprächen mit der polnischen Kollegin.
Der Theaterpädagoge der Landesbühne trifft sich mit dem polnischen Kollegen zwecks Vorbereitung der Theaterpädagogischen Vermittlungsarbeit in den Schulen. Beide Pädagogen arbeiten mit Schülern von Bydgoszcz, in der nächsten Spielzeit dann mit Schülern von Wilhelmshaven, in Form von Workshops. Mit je einer Klasse aus Bydgoszcz und einer aus Wilhelmshaven soll ein gemeinsames Projekt zum Thema entstehen. Ein Austausch der Schulklassen wird angestrebt. Das gemeinsame, über zwei jahre enstandene, kunstspartenübergereifende Projekt der Schüler wird in das Gesamtprojekt eingebunden und in der 3. Projektphase, vor den Vorstellungen in den Foyers gezeigt.
Die deutsche Autorin trifft sich mit dem polnischen Autor. Wir haben unsere Haus-autorin Katharina Gericke ausgewählt, weil sie sich besonders durch die Fähigkeit auszeichnet, Historie und Einzelschicksale zusammenzubringen, also Geschichte durch sehr persönlich und psychologisch genau gezeichnete Charaktere sinnlich erfahrbar zu machen. Die polnischen Kollegen haben ebenfalls sehr gezielt ihren Hausautor Artur Palyga ausgewählt. Er zeichnet sich durch ein besonderes Interesse für die deutsch polnischen Beziehungen und für die eigene Einstellung Polens zur polnischen Geschichte aus.
Phase 2:
Spielzeit 2011/2012
Das Teatr Polski gastiert im Januar 2012 in Wilhelmshaven mit der DREIGRO-SCHENOPER.
Gegenbesuche der polnischen Kollegen aller Abteilungen.
Phase 3:
Spielzeit 2012/2013
Vernetzung der Marketingkonzepte.
Das theaterpädagogische Projekt wird zur Präsentation vorbereitet.
Die Proben der beiden Stücke beginnen. Das polnische Regieteam probt in Wilhelms-haven mit dem Ensemble der Landesbühne, das deutsche Team in Bydgoszcz mit dem polnischen Ensemble.
Die beiden Stücke werden in einem gemeinsamen Abend in Bydgoszcz und in Wilhelmshaven aufgeführt. Die beiden Schulklassen und die beiden Theaterpädagogen präsentieren ihren gemeinsamen Beitrag zum Projekt jeweils im Foyer. Im Anschluss an die Vorstellungen ist eine moderierte Podiumsdiskussion mit den beiden Teams, Vertretern aus beiden Kulturämtern und den Zuschauern angedacht.
Ansprechpartnerin
Annabelle Schäll, Dramaturgin
Tel. 04421.9401-18
annabelle.schaell@landesbuehne-nord.de