Und er leidet am eigenen Unvermögen, sich anzupassen an die Erwartungen, Lebensentwürfe und Wertvorstellungen seiner Zeit, seiner Familie, seiner Religion und der Frauen, die seinen Weg kreuzen. Er ist einen „Teufels-pakt “ eingegangen, mit dem er seine Seele, seine Vitalität und Liebesfähigkeit aufgegeben hat, um sich gänzlich dem Schreiben zu verschreiben.
„Fremder als ein Fremder“ bewegt er sich zögernd, schwankend, taumelnd, schwindelnd, strauchelnd und stürzend im Labyrinth seines Lebens. Diese Bewegungsformen existenzieller Unsicherheit - in Körpersprache und Choreografien übersetzt - bestimmen den Rhythmus unserer Inszenierung, die mit Textmaterial und Bildmotiven aus Kafkas Erzählungen, Tagebüchern und Briefen arbeitet. Die Dramaturgie folgt der Anarchie seiner Tagebuchaufzeichnungen, der Flüssigkeit von Erinnerungen und der Logik von Träumen: innere und äußere Wirklichkeitsebenen greifen ineinander; das szenische Material springt zwischen Komik, Tragik und Absurdität hin und her, zeigt Brüche, Überblendungen, Wiederholungen, Umkehrungen und Verwandlungen. Die Darsteller*innen wechseln die Rollen und ihre Perspektive auf die Figuren - auch hier gibt es keine Verlässlichkeit.
Gewidmet ist dieser szenisch-choreografischen Versuch dem Zeitgenossen Franz Kafka, der staunt „über die Festigkeit, mit der die Menschen das Leben zu tragen wissen“, der mit seinem Leben und Werk an die Ungewissheit rührt, die tief in die menschliche Existenz eingeschrieben ist. Man ahnt – heute neu und erst recht – „dass es keine sicheren Gegebenheiten gibt, dass sich Dinge ändern und dass das vermutlich die einzige Gewissheit unserer Zeit ist.“ (Thomas Oberender)
Regie/ Dramaturgie: Katarzyna Makowska-Schumacher
Choreografie: Max Makowski
Bühne: André Putzmann
Musik: Bardo Henning
Licht: Juri Rendler
Projektionen: Rico Mahel
Off-Stimme: Elias Arens
Es spielen: Sophia Berndt, Martha Freier, Kenneth Philip George, Karl Jordan, Josephine Nahrstedt, Hannah Prasse, Katja Pro, Orlando Schiavone
Weitere Vorstellungen:
4. und 5. Februar sowie 2. bis 5. März jeweils um 20 Uhr im Theater unterm Dach, Danziger Straße 101, 10405 Berlin
22. bis 25.3. um 20 Uhr im ACUD, Veteranenstr.21, 10119 Berlin