Als intimer und intensivster Ausdruck öffnete ihr Gesang ein Fenster zur Seele und leuchtet hinab: Maria Callas. Die Primadonna Assoluta des 20. Jahrhunderts sang über drei Oktaven hinweg und schuf die moderne Oper. In manchen Arien, so Callas, muss man wie ein Tier sein. Und in oft nur einer Arie durchlief ihre säwgerische Darstellungskraft alle Register: von Schmachten und Verführung bis hin zu Wut und Ekel. Damit wurde sie zum Wunschbild, aber auch zum Fluch aller Sängerinnen: wie könnte sich eine, die es wagt, „Norma“ oder „Tosca“ zu singen mit „der Callas“ messen?
Die Frankfurter Kammeroper widmet sich in „Callas, natürlich“ diesem komplizierten Verhältnis und teilt auch satirische Seitenhiebe auf die heutige Operneventkultur und den Dallaskult aus. Sechs Sängerinnen streben ihr nach, arbeiten sich an ihr ab, schlüpfen in sie hinein – kindlich-verspielt, ehrgeizig, bösartig oder leidenschaftlich. Die Kammeroper zeigt die Callas als ein Gegenbild zum gegenwärtigen Hype um „schöne Stimmen“ und als radikale Vertreterin eines Musiktheaters der Wahrheit. Denn obwohl ihre Zeit mehr als ein halbes Jahrhundert zurück liegt, ihr Schmuck und ihre Unterwäsche bei Sotherbys versteigert wurden und sich die Medien an den Jahrestagen vornehmlich ihren Hysterien und Schicksalsschlägen widmen, bleibt ihre Kunstauffassung höchst modern. Der Abend offenbart außerdem eine verblüffende Verbindung: Die Vorstellungen der Diva trafen sich in vielem mit einer ebenfalls legendären, aber gänzlich anderen Figur des Musiktheaters: Walter Felsenstein, der in Ost-Berlin die Komische Oper geleitet hat.
Passend zum Programm zeigt die Kammeroper „Callas, natürlich!“ an einem viel zu wenig bekannten Ort der klassischen Moderne in Frankfurt, der Weihevolle der Unitariergemeinde. Und eines sei versprochen: man wird an dem Abend ausdrucksstarken Gesang und viele Wahrheiten und Torheiten hören, aber kein einziges Mal den Namen Onassis.
Leitung Ramaglia/Badig, Pudenz, Vilagrasa, Berghoff, Keller
Mitwirkende Ingrid El Sigai, Dzuna Kalnina, Velina Bozhilova, Louise Fenbury, Tamara Gerhard, Heidrun
Höflinger, u.a.
Weitere Aufführungen Mi. 13., Fr.15., Sa. 16., Do. 21., Fr. 22., Sa. 23., So. 24.,
Do. 28., Fr. 29., So. 30. April 2016 Jeweils 20 Uhr
Vorverkauf Frankfurt Ticket Telefon 13 40 400 und an der Abendkasse
WEGBESCHREIBUNG:
Öffentliche Verkehrsmittel: Die Uniarische Freie Religionsgemeinde K.d.ö.R befindet sich in der Fischerfeldstr. 16, Nähe Börneplatz, zwischen Mainova und dem Arbeitsamt und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen.
Straßenbahn: Mit der Linie 18 bis Hospital „Zum Heiligen Geist“. Via Lange Straße 3 Min. Fußweg bis zur Fischerfeldstraße 16. Alternativ Linie 12 bis Börneplatz oder Linien 11 oder 18 bis Börneplatz/ Stolzestraße. Via Kurt-Schumacher-Straße und Mainstraße 5 Min. Fußweg bis zur Fischerfeldstraße.
U-Bahn: Mit der Linie U5 bis Dom/Römer. Von dort aus 10 Min. Fußweg via Braubachstraße oder Mainkai.