Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
KALTES LAND von Reto Finger in BregenzKALTES LAND von Reto Finger in BregenzKALTES LAND von Reto...

KALTES LAND von Reto Finger in Bregenz

Premiere am 12. J änner 2008 um 20.00 Uhr im Theater am Kornmarkt

 

Was ist passiert in Kreuzgraben, wo im frostigen Spätherbst der Föhn zwischen Gletschern und Kämmen ins Tal fegt?

Hanna, gespielt von Barbara Sonntagbauer, lebt hier mit ihren Eltern auf dem Bauernhof ein Leben zwischen Kuhstall und Kirche. Ihr Bruder, der Melk, ist vor zwei Jahren im Gebirge ums Leben gekommen. Seitdem machen sich die Eltern schreckliche Vorwürfe und man raunt, dass es mehr als nur eine Erklärung für seinen Tod gibt. Der Pfarrer rät, die Toten ruhen zu lassen und es herrscht ein beklemmendes Schweigen. Da trifft Hanna Tobias aus der Stadt und plötzlich wird ein Weggang für sie denkbar. Gleichzeitig bringt sie ihre Welt Tobias, den Peter Bocek gibt, nahe und erzählt ihm die alten Sagen rund um Macolvis Tochter, die vom Toggel geholt in den Bergen das Singen üben muss.

Aus lokalen Sagen hat der junge Berner Dramatiker Reto Finger in den Erzählungen Hannas eine Parallel-Geschichte entworfen, an deren Anfang das Singen als Ausdruck der Einheit des Menschen mit der Welt steht. Die Sagen stehen dem tatsächlichem Leben von Hanna gegenüber: Wenn sie versucht mit dem Pfarrer oder dem Vater (die patriarchale Welt verkörpern Kurt Sternik und Mario Plaz) ein wirkliches Gespräch zu führen, wenn sie auf ein leichtes Wort von Tobias hin plötzlich vor dessen Wohnung in der Stadt steht, wenn sie die Fehlgeburt ihrer Lieblingskuh in Worte fasst. Helga Pedross als Mutter kann ihr dabei so wenig beistehen, wie Jasmin, die Sara Livia Krierer spielt, am Ende die bloße Mitbewohnerin von Tobias ist.

 

In einer poetisch-kargen Sprache hat Reto Finger, der für „Kaltes Land“ mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet wurde, ein Stück neuer Archaik geschaffen, das am Vorarlberger Landestheater der Intendant Harald F. Petermichl im Bühnenbild von Karl-Heinz Steck und der Ausstattung von Christine Brandi inszeniert. Es ist eine ebenso einfache wie berührende Familiengeschichte, ein Stück über die Unvereinbarkeit von Stadt und Land und ein Stück über die gefährliche Sehnsucht nach etwas, das größer und schöner ist als man selbst und das uns zum Singen bringt.

 

Regie f ührt Intendant Harald F. Petermichl, die B ühne ist von Karl-Heinz Steck, die Kostüme von Christine Brandi.

Es spielen: Peter Bocek, Sara Livia Krierer, Helga Pedross, Mario Plaz, Barbara Sonntagbauer und Kurt Sternik.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER FRAUENHELD ALS MYTHISCHE GESTALT -- Revue-Operette "Casanova" von Strauss/Benatzky in der Staatsoper Stuttgart

Barberina steht als schöne Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Das Männlichkeitspathos wird in Marco Stormans Inszenierung auf die Spitze getrieben. Natürlich erscheint der Schwerenöter Casanova auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

GROSSE RHYTHMISCHE ENERGIE -- 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Im 4. Kammerkonzert "Souvenirs" des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) mit Franz Schuberts unvollendet gebliebenem…

REICHHALTIGE MUSIK -- Neue CD: Platz für kreative Frauen - Boulanger Trio bei Berlin Classics

Karla Haltenwanger, Pianistin des Ensembles Boulanger Trio, erklärt, dass ihnen immer wieder fantastische Komponistinnen begegnen würden, die zum Teil kaum bekannt waren oder immer noch kaum bekannt…

Von: ALEXANDER WALTHER

Spannend, poetisch, eindrucksvoll -- "Der Kreidekreis" von Alexander Zemlinsky in der deutschen Oper am Rhein

Ein uraltes Thema: Zwei Frauen streiten um ein Kind. Jede behauptet, sie sei die Mutter. Die Lösung dieses Problemfalles im Alten Testament der Bibel ist in die Geschichte als "Salomonisches Urteil"…

Von: Dagmar Kurtz

ZAUBER MUSIKALISCHER VERWANDLUNG -- "Palestrina" von Hans Pfitzner an der Wiener Staatsoper

Der jüdische Uraufführungsdirigent Bruno Walter hat dieses Werk bis zuletzt geliebt, obwohl die im Jahre 1917 im Prinzregententheater in München erstmals aufgeführte Oper "Palestrina" aufgrund der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑