Alles ist in Rot getaucht, kaleidoskopartig schillernd, wie Rubine leuchten die Kostüme, bei jeder Bewegung ein leises Klirren der angenähten Straßsteine, rote Stäbe leuchten als einzige Bühnendekoration wie Edelsteinstrahlen. Spitzentanz ist mit Jazzdance kombiniert. Beschwingt und voller Lebensfreude ist das neoklassische, abstrakte Ballett zu Igor Strawinskys Capriccio für Klavier und Orchester ein sinnliches Vergnügen.
Bei Hans von Manens "Vision Fugitives" von 1990 dominiert die Farbe Blau bei Kostümen und Licht. Und es geht ruhiger zu. Zu den 15 Miniaturen für 3 Tänzer und 3 Tänzerinnen haben ihn Sergei Prokofjews Visions Fugitives op. 22 angeregt. Ganz ohne Schnörkel hat Hans von Manen den Tanz auf das Wesentliche reduziert ohne auf die Vielfalt von Ensemble, Soli, Duos, Trios zu verzichten. Auffällig ist die Lagerung der hängenden Hände auf den Oberschenkeln, die in der Hebung angewinkelten Beine und abgespreizten Füße. Die Bewegungen sind oftmals wie sanftes gleitendes Schweben. Schon ist eine Sequenz vorbei. Flüchtig wie ein Traum, die kleinen Capriccios versetzen in ein sanftes Sinnen.
Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, gleißendes Licht und Schatten, stürmische und ruhige Bewegungen: starke Kontrakte stoßen aufeinander, dazu die elektronische Synthesizer-Musik von Thom Willems, die manchmal geradezu schmerzhaft ist. Bei „Enemy in the Figure“ von William Forsythe aus dem Jahre 1989 geht es darum, wie Körper den Raum verändern. Inspiriert haben ihn die Architekturzeichnungen aus der Serie „Micromegas“ von Daniel Liebeskind. Forsythe faszinierte „wie ein statisches Element in der eigenen Vorstellung lebendig wird“, “wie Linien, die in einem dreidimensionalen Raum in der Verlängerung zu Ebenen werden, die sich gegenseitig zerschneiden, neue Räume bilden“. Die zweidimensionalen Zeichnungen versuchte er in die Dreidimensionalität umzusetzen. Eine kurvige Edelholzwand steht mitten im Bühnenraum, Scheinwerfer werden herumgeräumt und die Kabel der Scheinwerfer werden aufgerollt oder in Schlangenlinien bewegt. Die Tänzer bewegen sich stürmisch im Licht oder langsam im Schatten, zeichnen Linien im Raum oder Buchstaben mit ihren Körpern nach. Ein intensives und energiegeladenes Stück. Der Titel bleibt geheimnisvoll. Vielleicht sind es die plötzlich auftauchenden Schatten des eigenen Körpers, die einem selbst fremd erscheinen? Wer weiß?
Am Ende gab es für die drei sehr unterschiedlichen Choreographien des Tanztheaters euphorischen Beifall für eine Meisterleistung des Balletts am Rhein.
Rubies
Choreographie: George Balanchine
Musik: Igor Strawinsky
Bühne: Pepe Leal
Kostüme: Karinska
Choreographische Einstudierung: Nanette Glushak
Besetzung:
Simone Messmer, Orazio Di Bella, Maria Luisa Castillo Yoshida, Philip Handschin, Pedro Maricato, Kauan Soares, Dukin Seo, Paula Alves, Sara Giovanelli, Neshama Nashman, Clara Nougué-Cazenave, Rose Nougué-Cazenave, Emilia Peredo Aguirre, Ako Sago, Courtney Skalnik
Visions Fugitives
Choreographie: Hans van Manen
Musik: Sergei Prokofjew
Bühne / Kostüme: Keso Dekker
Licht: Joop Caboort
Choreographische Einstudierung
Nancy Euverink
Besetzung:
Norma Magalhães, Gustavo Carvalho, Lara Delfino, Damián Torío, Neshama Nashman, Niklas Jendrics
Enemy in the Figure
Choreographie: William Forsythe
Musik: Thom Willems
Bühne / Kostüme / Licht: William Forsythe
Bühnen- und Lichteinrichtung: Tanja Rühl
Choreographische Einstudierung: Thomas McManus, Ana Catalina Román
Besetzung:
Charlotte Kragh, Wun Sze Chan, Norma Magalhães, Sara Giovanelli, Marta Andreitsiv, Elisabeth Vincenti, Orazio Di Bella, Joaquin Angelucci, Daniele Bonelli, Gustavo Carvalho, Jack Bruce
Musikalische Leitung: Christoph Stöcker
Dramaturgie: Juliane Schunke
Düsseldorfer Symphoniker