Das Festival beschäftigt sich unter dem Titel INS OFFENE mit dem Aufbruch und stellt Überlegungen an, wie man in Zeiten der Krise und Unsicherheit das Schwere hinter sich lassen kann und in eine neue, offene Zukunft aufbrechen kann.
Das jährlich stattfindende Internationale Dramatiker|innenfestival wird auch dieses Jahr wieder für fünf Tage zeitgenössische Dramatik internationaler Dramatiker:innen nach Graz bringen. Autor:innen, Theatermacher:innen und andere Künstler:innen zeigen, dass es Kreativität brauchen wird, um die Zukunft positiv zu gestalten. Kunst vermag es, Denkräume zu verlassen und neue Perspektiven zu schaffen. Theater hat als öffentlicher Raum eine Verantwortung für die Reflexion gegenwärtiger Geschehnisse und hat die Aufgabe gesellschaftlichen Diskurs zu ermöglichen und Menschen zu ermuntern, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das diesjährige Festival bietet zudem zahlreichen neuen Texten eine Bühne.
Die Inszenierungen des Festivals verschreiben sich wie gewohnt ganz der neuen Dramatik und bieten ein buntes Programm, das bereits am 20.06. mit dem Ein-Personen-Stück „The Knitting Pilgrim“ im Theater am Lend als Vorprogramm startet. Mit dabei sind auch zwei Gastspiele: In „Mauern“ öffnen She She Pop am 21.06. die große Bühne in HAUS EINS des Schauspielhauses für eine kollektive Suche nach Zukunftsvisionen. Dazu sind verschiedene Gäste eingeladen, die mit ihnen die Bühne teilen oder virtuell zugeschaltet sind. Das in Berlin ansässige feministische Performance-Kollektiv nutzt die Bühne als Ort der akuten Öffentlichkeit: She She Pop versucht, die gesellschaftlichen Grenzen der Kommunikation auszuloten. „Versuch, ein Stück über die Nibelungen (nicht) zu schreiben“ ist das Gewinnerstück des Autorenwettbewerbs der Nibelungen-Festspiele Worms 2021 und am 22. und 23.06. im Kristallwerk zu Gast.
Im Schauspielhaus Graz geben die beiden Eigenproduktionen „Identitti Rezeptionista“ (22.06.) und „Fischer Fritz“ (22.06.) Denkanstöße zu den Themen Identitätsdebatten und Pflegenotstand. Das Sprechtheater von Raphaela Bardutzky „Fischer Fritz“ ist das Preisträgerstück der Autor:innentheatertage 2022 am Deutschen Theater Berlin und kam in Graz zur Österreichischen Erstaufführung. Dazu wurde die ursprüngliche Szenerie aus Bayern ins steirische Murtal übertragen und für die Betreuerin konnte eine ukrainische Schauspielerin gewonnen werden.
Zudem sind im Schauspielhaus zwei musikalische Gastspiele zu sehen, „Kiki de Pop X Svolikova“ in englischer Sprache am 21.06. in HAUS DREI und der Klangcomic frei nach Anestis Logothetis „Einsame Ameisen Amnesie“ am 23.06. in HAUS ZWEI.
Im TaO! – Theater am Ortweinplatz werden die Produktionen für junges Publikum gezeigt: „Erwachsenenbeschimpfung. Jugend ohne Gott und ohne sonst auch nichts“ (21. & 22.06.) und die österreichische Erstaufführung „Am Hafen mit Vogel“ (24.06.). Die Uraufführung „Kids. Eine dramatische Animation am Rande des Milleniums“ ist am 23.06. im Theater am Lend zu sehen.
Im Schauspielhaus gibt es zudem die Möglichkeit, den VR-Film des Schauspielhaus Graz „Wunderland“, der im Rahmen der Diagonale’23 Premiere feierte, von 21. bis 22.06. zu erleben.
Das diskursive Programm des diesjährigen Dramatiker|innenfestivals: Schon am Mittwoch gibt es für die Autor:innen noch vor der offiziellen Eröffnung mit „The Author is present“ die Möglichkeit für ein erstes gemeinsames Treffen.
Im Schauspielhaus gibt es im Anschluss an die Vorstellung „Identitti Rezeptionista“ am 22.06. in HAUS ZWEI ein Nachgespräch mit der Autorin des Bestseller-Romans „Identitti“: Unter dem Titel „Wer erzählt wessen Geschichte“ diskutiert Mithu Sanyal mit der Regisseurin Simone Dede Ayivi, moderiert von der Dramaturgin Hannah Mey. Der Dramatiker Thomas Perle lädt am 23.06. in „Mehrsprachig Schreiben. Trend, Notwendigkeit oder Realität?“ zum Gespräch über das mehrsprachige Schreiben und theaterpraktische Erfahrungen. Im Heimatsaal gibt es das Leseforum „Perle Dopler Kleist. Dramatik sein lassen.“ (23.06.), das Netzwerkbildende Format „Werkzeugkasten“ von Dramatiker:innen für Dramatiker:innen (24.06.) und die Buchpräsentation „Dramatisch Lesen“ (22.06.). Am Samstag findet in HAUS ZWEI die Podiumsdiskussion „Übers Schlussmachen“ in einer prominenten Besetzung statt: Die Philosophin Lisz Hirn diskutiert mit den Autor:innen Raphaela Bardutzky und Ferdinand Schmalz. Margarete Affenzeller trägt die Perspektive einer Journalistin bei, moderiert wird die Veranstaltung von Autorin Hannah Zufall.
Installative Perspektiven: Während des gesamten Festivalzeitraums ist in der Vorklinik die immersive Audio- und Videoinstallation „Intimacy of Strangers“ von Lisa Horvath ausgestellt und im Schauspielhaus gibt es die Möglichkeit, von der „Hotline gegen Hass“ eine literarische Antwort auf unterschiedliche Formen von Hass zu erhalten. Die Telefonzelle ist neben dem Haupteingang des Schauspielhauses in der Hofgasse jederzeit zugänglich. Die Textauszüge, die Antworten auf Hass liefern, wurden von Ensemblemitgliedern eingesprochen und stammen aus dramatischen Texten, die diese Spielzeit zur Aufführung gebracht wurden. Weitere Veranstaltungen sind die szenische Lesung „Taktzittern“ (22.06.) und das Hofkonzert „Nicht-Wissen / Un-Knowing“ (25.06.).
Das Dramatiker|innenfestival möchte zum mutigen Aufbruch ins Offene einladen, das Vermittlungsprogramm lädt ein breites Publikum ein, über Grenzen zu reflektieren und den Klimawandel in einen Wandel zum Besseren zu verwandeln. Die genauen Programmpunkte sind auf der Website zu finden. In der Vorklinik startet der Klimawalk „Writers in Climate (Crisis)“ und im Theater am Lend sind mit „Hinterhofutopien“ 6 Minidramen über den Klimawandel zu sehen. Außerdem gibt es den „Drama Slam“ der den Poetry Slam um die Mittel des Theaters erweitert und das Publikum über den besten Text des Abends abstimmen lässt.
Der Retzhofer Dramapreis steht für junge, frische Theatertexte auf höchstem Niveau und wird bereits zum 11. Mal verliehen, bereits zum zweiten Mal werden heuer auch zwei Preise in der Kategorie „Junges Publikum“ verliehen. Im Rahmen des Festivals gibt es Möglichkeiten, die Texte, die für den Dramapreis nominiert sind, in der Vorklinik zu erleben.
Als Abschluss des Festivals wird wie schon in den vergangenen Jahren von der Stadt Graz, dem Schauspielhaus Graz und dem Freundeskreis des Schauspielhaus Graz e. V. das Stipendium in Gedenken an Ernst Binder verliehen. Die Vergabe des mit 5.000,- Euro dotierten Stipendiums findet am Freitag, 23.05., im Heimatsaal statt.
Alle Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie auf der Festival-Website: www.dramatikerinnenfestival.at