Die Lehrer schlafen, sind scheintot oder versteinert, ausser dem monströsen Vorsteher Herr Benjamenta und seiner traurigen Schwester Fräulein Benjamenta. Jakob, ein intelligenter und fantasievoller Antiheld, führt ein sonderbares Doppelleben, hochmütig und demütig zugleich, ein ernsthafter Spieler, der zwischen Traum und Realität wandert. Am Ende dieses avantgardistischen Romans, der einen beunruhigenden Gegenentwurf zum heutigen Effizienzwahn darstellt, bleiben nur der Vorsteher – einem entthronten König gleich – und Jakob übrig; sie reiten Seite an Seite in die Wüste, ins Nichts.
„Jakob von Gunten“, der meistdiskutierte Roman des herausragenden Schweizer Schriftstellers und gesellschaftlichen Aussenseiters Robert Walser, wurde in vier Sprachen übersetzt und mehrmals verfilmt. Schauspielhaus-Intendantin Barbara Frey, die Walsers Leidenschaft teilt, das Gigantische im Detail aufzuspüren, wird den Roman ab dem 20. Mai zusammen mit den Schauspielern Hans Kremer, Stefan Kurt und Michael Maertens sowie dem Musiker Iñigo Giner Miranda in der Box auf die Bühne bringen.
„Jakob von Gunten“ ist als Gegenentwurf zum heutigen Lebensoptimierungs- und Effizienzwahn gleichermassen heiter wie beunruhigend. Walsers Antihelden sind ausnahmslos einsame Menschen, die permanent ihre eigene Welt erfinden müssen, weil die Welt, so wie sie ist, nichts für sie bereithält.“ Barbara Frey
Barbara Frey war nach Arbeiten u.a. am Theater Neumarkt, am Nationaltheater Mannheim und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg von 1999 bis 2001 Hausregisseurin an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin, 2005 bis 2008 in gleicher Funktion am Deutschen Theater Berlin. Wiederholt inszenierte sie am Theater Basel, am Bayerischen Staatsschauspiel in München („Onkel Wanja“ wurde 2004 zum Berliner Theatertreffen eingeladen), am Burgtheater Wien und bei den Salzburger Festspielen. Am Schauspielhaus Zürich führte sie 2005 bei Ibsens „John Gabriel Borkman“ und 2007 bei Schnitzlers „Reigen“ Regie.
Seit der Spielzeit 2009/10 ist Barbara Frey Künstlerische Direktorin, seit 2011/12 Intendantin des Schauspielhauses Zürich. Seitdem waren hier in ihrer Regie u.a. Schillers „Maria Stuart“, Shakespeares „Was ihr wollt“, die Uraufführung „Malaga“ von Lukas Bärfuss, das Edgar Allan Poe-Projekt „A Dream Within a Dream“ und „Platonow“ von Anton Tschechow zu sehen. In der Spielzeit 2011/12 inszenierte sie Büchners „Leonce und Lena“ und „Richard III.“ von William Shakespeare, 2012/13 Ibsens „Baumeister Solness“, „Der Menschenfeind“ von Molière sowie – im Rahmen von „Arm und Reich – „Die schwarze Halle“ von Lukas Bärfuss. 2013/14 eröffnete sie mit Kafkas „Prozess“ die Spielzeit im Pfauen und inszenierte Goldonis „Der Diener zweier Herren“, 2014/15 waren ihre Inszenierungen von Tschechows „Drei Schwestern“ und „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ von Witold Gombrowicz zu sehen, 2015/16 folgten die deutschsprachige Erstaufführung von Jon Fosses „Meer“ und das zusammen mit Fritz Hauser entstandene Projekt „Nachtstück“. Im Mai 2016 wurde Barbara Frey für ihre Verdienste um das Theaterschaffen in der Schweiz der Schweizer Theaterpreis verliehen. Im Oktober 2016 wurde in ihrer Regie „Frau Schmitz“ von Lukas Bärfuss uraufgeführt.
JAKOB VON GUNTEN
nach dem Roman von Robert Walser
Regie Barbara Frey
Bühne und Kostüme Bettina Meyer
Musik Iñigo Giner Miranda
Licht Rainer Küng
Dramaturgie Amely Joana Haag
Mit:
Hans Kremer
Stefan Kurt
Michael Maertens
Iñigo Giner Miranda
Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Box
22./ 24./ 27./ 31. Mai, jeweils 20.15 Uhr
3./ 7./ 13./ 14./ 20./ 23./ 26. Juni, jeweils 20.15 Uhr
5./ 18. Juni, jeweils 19.15 Uhr
Weitere Vorstellungen in der kommenden Spielzeit sind in Planung.