Ein zunächst leichter, leiser Bewegungsimpuls entwickelt sich in atemberaubenden Tempo in fließenden Bewegungen weiter. Körperzittern wird bei Louise Lecavalier zu einer ungeheuer faszinierenden weichen Gelenkigkeit, die an Schlenkerpuppen ohne Knochenbau denken lässt. Ihr Bewegungsvokabular orientiert sich an Hiphop- und Techno-Bewegungen. Zwischendurch fließen auch Körperhaltungen des Yoga ein. Pausen und Atemholen werden in die Choreographie mit einbezogen.
Eine Geschichte wird in "So blue" nicht erzählt, vielmehr dient der Tanz dazu, Gefühle abzuarbeiten so lange bis ein tranceartiger Zustand erreicht ist. Es ist der Körper, der spricht, der sagt, was Worte nicht zu sagen vermögen. Dieser Eindruck speist sich auch durch die orientalisch angehauchte Technomusik, die von ferne an den Tanz der Derwische erinnert. Dann wieder ist der Rhythmus eines Herzschlages zu hören, und unvermittelt tauchen bearbeitete Liedzeilen von Chers "Bang, bang. I shot my baby down" auf und man ahnt, dass der Titel sich nicht nur auf die blaue Beleuchtung der Bühne bezieht, sondern auch den traurigen Gefühlszustand meint.
In der zweiten Hälfte des Stückes wird das Solo von Louise Lecavalier zum Duett mit dem Tänzer Frédéric Tavernini. 55 Minuten pure, spektakulär virtuose Körperarbeit lösten beim Publikum starke Begeisterung aus.
Choreografie: Louise Lecavalier;
Tanz: Louise Lecavalier, Frédéric Tavernini;
Choreografische Assistenz, Probenleitung: France Bruyère; Lichtdesign: Alain Lortie; Musik: Mercan Dede; zusätzliche Musik, Remix: Normand-Pierre Bilodeau; Kostümdesign: Yso; Künstlerische Beratung: Benoît Lachambre.
7. und 8. Dezember 2013