Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Ich glaube ihr alles!“ - Gabriela Maria Schmeide folgt Judith Hofmann als Trägerin des Tilla-Durieux-Schmucks „Ich glaube ihr alles!“ - Gabriela Maria Schmeide folgt Judith Hofmann als... „Ich glaube ihr...

„Ich glaube ihr alles!“ - Gabriela Maria Schmeide folgt Judith Hofmann als Trägerin des Tilla-Durieux-Schmucks

Fewbruar 2021

Die Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide wird auf Wunsch ihrer Kollegin Judith Hofmann die neue Trägerin des Tilla-Durieux-Schmucks. Das Collier mit 34 in Platin gefassten Zirkonen ist eine Stiftung der Schauspielerin Tilla Durieux (1880–

1971). Durieux verlieh den Schmuck anlässlich ihres 65-jährigen Bühnenjubiläums 1967 erstmals an Maria Wimmer mit der Verfügung, ihn alle zehn Jahre an eine „hervorragende Vertreterin der deutschen Schauspielkunst“ weiterzugeben.

 

Copyright: Armin Smailovic

Maria Wimmer entschied sich 1977 für Gisela Stein, die den Schmuck 1988 an Kirsten Dene weitergab, von dieser erhielt ihn 1998 Annette Paulmann, die ihn 2010 Judith Hofmann überreichte. Judith Hofmanns Wahl fiel jetzt auf Gabriela Maria
Schmeide: „Der Weg zwischen ihr und der Figur, die sie verkörpert, ist unverstellt. Ganz einfach: Ich glaube ihr alles!“ Aus ihrer Hand wird die neue Trägerin das Collier im Rahmen einer öffentlichen Ehrung in der nächsten Spielzeit erhalten. Die Stiftung und Verfügung von Tilla Durieux wird von der Akademie der Künste verwaltet, deren Mitglied Tilla Durieux seit 1961 war.

Gabriela Maria Schmeide, 1965 in Bautzen geboren, wuchs als Tochter sorbischer Eltern zweisprachig auf. Direkt nach dem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch wurde sie 1991 an das Berliner Ensemble engagiert, wo sie u. a. als Helene in Vor Sonnenaufgang (Regie Christoph Schroth) 1992 von Theater heute zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gekürt wurde. 1994, ausgezeichnet mit dem Kunstpreis (Förderpreis) der Akademie der Künste, wechselte sie ans Theater Bremen. Dort arbeitete sie u. a. mit Andrej Woron, Karin Henkel, Johann Kresnik und Konstanze Lauterbach, erhielt 1996 den
Kurt-Hübner-Preis und 2003 den Silbernen Roland.

Seit 2008 gehört sie dem Ensemble des Hamburger Thalia Theaters an. Sie war als Protagonistin u. a. in den gefeierten Romanadaptionen von Luk Perceval (Zola-Trilogie, Die Blechtrommel, Jeder stirbt für sich allein) und Johan Simons (Deutschstunde), als Mutter Courage (Regie Philipp Becker), in Inszenierungen von Stefan Pucher, Kornél Mundruczó und Antú Romero Nunes zu sehen, in dessen Don Giovanni. Letzte Party sie als Zerlina 2013 mit dem Rolf Mares Preis für Herausragende
Darstellung ausgezeichnet wurde.

Anfang der 2000er Jahre begann ihre ebenfalls überaus erfolgreiche Film-und Fernsehlaufbahn. Für die Titelrolle in Andreas Dresens Die Polizistin erhielt sie 2001 den Adolf-Grimme-Preis; es folgten
zahlreiche weitere Film- und Fernsehrollen, darunter in Halbe Treppe (Andreas Dresen), Leben wäre schön (Kai Wessel), Das weiße Band (Michael Haneke), Die Friseuse (Doris Dörrie) und Auszeichnungen u. a. mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Deutschen Schauspielerpreis sowie zuletzt 2020 für Systemsprenger (Nora Fingscheidt) mit dem Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Nebenrolle.

Tilla Durieux, 1880 in Wien geboren, spielte ab 1905 bei Max Reinhardt am Deutschen Theater, ab 1911 immer wieder am Lessing Theater, gastierte aber auch im Ausland und war – nicht zuletzt durch ihre Ehe mit dem international bekannten Kunsthändler Paul Cassirer – als Dame der Gesellschaft ebenso wie als Schauspielerin weltweit bekannt. Gemeinsam mit ihrem dritten Mann, dem Brauereibesitzer Ludwig Katzenellenbogen, finanzierte Tilla Durieux 1927/28 die Piscatorbühne am Berliner Nollendorfplatz. Vor den Nazis floh das Ehepaar über mehrere Stationen nach Jugoslawien und ließ sich im kroatischen Zagreb nieder. 1941 wurde Ludwig Katzenellenbogen von Faschisten nach Berlin verschleppt und starb zwei Jahre später. Tilla Durieux schloss sich dem jugoslawischen Widerstand an.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie zunächst am Zagreber Puppentheater und kehrte erst 1952 auf deutsche Bühnen zurück. Sie spielte bei Boleslaw Barlog an den Staatlichen Bühnen Berlins und vor allem bei Erwin Piscator an der Freien Volksbühne, aber auch in Hamburg, Köln, Lübeck, Basel. 1961 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste (West) ernannt und erhielt neben vielen weiteren Ehrungen auch die Ehrenmitgliedschaft am Deutschen Theater im damaligen Ostberlin. Tilla Durieux starb vor 50 Jahren, am 21. Februar 1971.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑