Aber nicht nur die weltlichen Machthaber sind gegen ihn, auch der himmlischen Fügung ist kein Vertrauen zu schenken: »Die Vorsehung hat mit den Reichen, mit den Glücklichen viel zu tun, da bleibt ihr für die Armen keine Zeit.« Warum es also nicht einmal mit dem Teufel als Verbündetem versuchen?
Vor allem, wenn er - kaum ist der Gedanke ausgesprochen - schon leibhaftig dasteht, samt Anzahlung auf die arme Schustersohnseele. Von nun an fürchtet sich Wendelin vor jeder positiven Wendung seines Geschicks, weil sie ihm als Teil seines Pakts mit dem Teufel erscheint. Das geringste bisschen Wohlstand, eine halbwegs menschenwürdige Behandlung, erwiderte Liebe - alles Teufelszeug.
Dass der nächtliche Besuch keineswegs der Teufel ist, sondern ein in Liebesdingen übers Dach geflohener junger Richter, ahnt Wendelin nicht. Im Verlauf der folgenden Intrige um die heimliche Hochzeit des Richters mit einer jungen Frau, die ihr habgieriger Onkel in ein Kloster sperren will, um sich ihrer Güter zu bemächtigen, steht Wendelin, der sich fest in der Hand des Bösen glaubt, das erste Mal in seinem Leben auf der richtigen Seite.
Nestroys Posse »Höllenangst«, uraufgeführt ein Jahr nach der gescheiterten Revolution von 1848, spiegelt die deprimierende Vergeblichkeit der Revolte wider: Nicht nurdie Mächtigen halten an der bestehenden Ordnung fest, auch die Ohnmächtigen haben sie so sehr verinnerlicht, dass jede Veränderung, für sie unter dem Vorzeichen des Bösen steht.
Regie: Martin Kusej
Bühne: Martin Zehetgruber
Kostüme: Heide Kastler
Musik: Bert Wrede
Licht: Reinhard Traub
Dramaturgie: Sebastian Huber
Premiere am 3. September 2006 im Burgtheater
(Salzburger Premiere im Salzburger Landestheater am 23. Juli 2006)
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