Da ist zunächst die leblose Puppe Olympia, die Attraktion im Kabinett des Spalanzani, die ihm als junges Mäd-chen erscheint und ihn zum ersten Mal die Liebe aber auch ihre Zerbrechlichkeit erfahren lässt. Da ist die todkranke Sängerin Antonia, deren verhängnisvolle Leidenschaft für den Gesang der echt empfundenen Liebe Hoffmanns kein Gehör schenkt. Und da ist zuletzt die charakterlose Kurtisane Giulietta, die für Geld und Reichtum ahnungslosen Männern selbst ihr Spiegelbild zu rauben vermag, und die Hoffmann schließlich zum Mörder werden lässt. In seinen Erzählungen erscheint ihm auch sein Nebenbuhler Lindorf. In seinen mal phantastisch-surrealen, mal dämonischen Phantasien kehrt dieser als unmenschlicher Geschäfts-mann Coppelius, als mysteriöser Dr. Mirakel und als skrupelloser Juwelendieb Dapertutto wieder.
Das geheimnisvolle letzte Meisterwerk von Jacques Offenbach schildert den Verfall eines gefährdeten Individuums, das an den eigenen Projektionen und Phantasien zu Grunde geht, aber auch die phantastische Macht der menschlichen Imagination, die den Menschen seinen Schmerz vergessen lässt, verkörpert von der Muse, die Hoffmann auf seinem Weg in den Abgrund begleitet - oder ihn erst dorthin führt? Die Ambivalenz von Wirklichkeit als künstlerischem und existentiellem Konflikt steht im Zentrum der „opéra phantastique“, deren Musik genauso schillernd und farbig instrumentiert ist wie die dramatischen Erzählungen Hoff-manns. Eine Melange aus Grande Opéra, Opéra comique, Opéra bouffe und Operette bildet die Basis für einen musikalischen Formenreichtum, der von großen Chören, Arien, Romanzen bis hin zu heiteren Couplets reicht – nicht zu vergessen die berühmte „Barcarolle“ als musikalisches Sinnbild der venezianischen Lebensfülle.
Musikalische Leitung Wolfgang Ott
Inszenierung Jakob Peters-Messer
Bühnenbild Markus Meyer
Kostüme Sven Bindseil
Choreinstudierung Christof Hilmer
Mit: Robert Chafin (Hoffmann), Oliver Zwarg (Lindorf / Coppelius / Mirakel / Dapertutto), Betsy Horne / Inga Lampert (Muse / Nicklausse; Stella / Stimme der Mutter), Emma Pear-son (Olympia), Sharon Kempton / Tatjana Plotnikova (Antonia), Ute Döring / Tatjana Plotnikova (Giulietta), Erik Biegel / Jud Perry (Andreas / Cochenille / Franz / Pitichinaccio), Angus Wood (Spalanzani / Nathanael), Brett Carter (Hermann / Schlemihl), Axel Wagner (Rat Krespel / Luther)