Samuel Beckett gilt als einer der Begründer des »absurden Theaters«. Wer jedoch in seinen Stücken vor allem ein grotesk-irreales Spiel zu sehen gewohnt ist, der wird nun angesichts der aktuellen Situation eines Besseren belehrt: In großer Präzision schildert Beckett das Verhalten von Menschen, die sich in einer unbeherrschbaren äußeren Lage wiederfinden. Becketts Figuren erleben auf geradezu modellhafte Weise einen gesellschaftlichen Lockdown vor dem Hintergrund einer so umfassenden wie unfassbaren Todesdrohung. Sie reagieren auf diesen Zustand mit Angst und Verdrängung, mit verlorener Zuversicht und mit Blick auf ihr Ende. Sie liefern sich diesem Zustand aus und begehren doch gegen ihn auf, ständig pendeln sie zwischen in sich zurücksinkender Depression und anarchischem Humor. Keineswegs verkörpern diese Figuren bloße Ideen: Sie sind Menschen aus Fleisch und Blut, die sich erst im Spiel der Schauspieler in ihrem ganzen Realismus offenbaren.
Innerhalb der Trias steht »Glückliche Tage« für den Versuch, ungeachtet stetig gleicher Abläufe dennoch einen glücklichen Tag zu erleben. »Warten auf Godot« veranschaulicht das Warten auf irgendeine Form von Rettung. Und »Endspiel« entwirft schließlich eine Welt, aus der die Hoffnung auf Rettung bereits entwichen ist.
Das Ziel des Unternehmens »Beckett-Trilogie« ist es, anhand der aktuellen Krise Becketts Stücke neu zu deuten, vor allem aber mit diesen die aktuelle Krise neu zu lesen.
»Glückliche Tage«
Mit: Evelyn M. Faber, Gottfried Herbe
Premiere: 4. Juni 2020 | 19.30 Uhr |Großes Haus
»Warten auf Godot«
Mit: Michael Birnbaum, Christian Klischat, Atef Vogel, Bill Weiser
Premiere: 5. Juni 2020 | 19.30 Uhr |Großes Haus
»Endspiel«
Mit: Evelyn M. Faber, Michael Birnbaum, Christian Klischat, Bernd Ripken
Premiere: 6. Juni 2020 | 19.30 Uhr |Großes Haus
Weitere Informationen finden Sie unter: www.staatstheater-wiesbaden.de