Der hohe Identifikationsgrad Pfitzners mit dem Renaissancekomponisten liess eine Partitur entstehen, die Pfitzners eigenes kompositorisches Schaffen mit dem Stil Palestrinas in einer verblüffenden Synthese verbindet.
Seinen «Palestrina» bezeichnet Hans Pfitzner als «Musikalische Legende», bezieht sich doch die Handlung auf jene Erzählung, die Pierluigi da Palestrina lange Zeit als Retter der Musik überlieferte. Seine «Missa Papae Marcelli» soll beim Trienter Konzil im Jahre 1563 die Wende im Streit um die Zukunft der Kirchenmusik herbeigeführt und die Wortführer der Gegenreformation überzeugt haben, dass polyphone Kunstmusik für die kirchliche Liturgie geeignet sei. Auch wenn dies jeder historischen Grundlage entbehrt, fand Pfitzner darin doch den idealen Stoff, sein eigenes Künstlertum zu stilisieren: «Da sitzt ein Mann in Rom beinahe das ganze 16. Jahrhundert hindurch an ein und derselben Stelle, verlässt den Ort, wo er wirkt, sein ganzes Leben lang nicht. Je nach Laune und Beschaffenheit der regierenden Päpste bald gnädig, bald ungnädig behandelt, lebt dieses grosse Genie still und prunklos, von nichts belohnt als dem Gefühl seines Wertes, im Dunklen.»
«Da auf einmal fällt auf ihn ein blendendes Licht, er steht sozusagen in welthistorischer Bedeutung da. Folgendes Ereignis tritt an ihn heran: eine ganze Kunstentwicklung, der vielstimmige Musikstil, droht vernichtet zu werden. Die unkünstlerische Welt, die, die sich draussen im Getriebe der menschlichen Interessen und Leidenschaften bewegt, ist im Begriff, die zahllosen Meisterwerke, die im Laufe der Zeit wie aus einem Geist geboren entstanden sind, nieder zu stampfen und der ewigen Vergessenheit anheim zu geben. Da ergeht an ihn, Palestrina, der Ruf: Rette die Musik!… Die grosse Stunde findet ihn gross, er schreibt das Werk, das die Rettung bringt. Eine geistige Herkulestat wird vollbracht: auf Machtgebot Schönheit zu erzeugen.»
Nach intensivem Studium der Zeit der Gegenreformation arbeitete Pfitzner von 1910 bis 1915 an der Partitur dieses Werkes, dem schon der Dirigent der Uraufführung – Bruno Walter – attestierte, «alle Elemente des Unvergänglichen» zu haben. Der hohe Identifikationsgrad Pfitzners mit dem verehrten Renaissancekünstler, der sich während der Zeit der Komposition des Werkes sogar in der Physiognomie des Komponisten widerspiegelte, liess eine Partitur entstehen, die Pfitzners eigenes kompositorisches Schaffen mit dem Stil Palestrinas in einer berührenden und verblüffenden Synthese verbindet.
mit deutscher und englischer Übertitelung
Dirigent
Ingo Metzmacher
Jens-Daniel Herzog
Mathis Neidhardt
Kostüme
Mathis Neidhardt
Lichtgestaltung
Jürgen Hoffmann
Orchester
Orchester der Oper Zürich
Mit
Alfred Muff (Papst Pius IV.), Martin Gantner (Giovanni Morone), Rudolf Schasching (Bernardo Novagerio), Alfred Muff (Kardinal Christoph Madruscht), Thomas Jesatko (Carlo Borromeo), Valeriy Murga (Der Kardinal von Lothringen), Michael Laurenz (Abdisu, der Patriarch von Assyrien), Kresimir Strazanac (Anton Brus von Müglitz), Oliver Widmer (Graf Luna), Martin Zysset (Der Bischof von Budoja), Boguslaw Bidzinski (Theophilus), Tomasz Slawinski (Avosmediano), Roberto Saccà (Giovanni Pierluigi Palestrina); Martina Janková (Ighino, sein Sohn), Judith Schmid (Silla, sein Schüler); Reinhard Mayr (Bischof Ercole Severolus), Aaron Agulay (1. Kapellsänger), Joa Helgesson (2. Kapellsänger), Jan Rusko (3. Kapellsänger), Ilker Arcayürek (4. Kapellsänger), David Steffens (5. Kapellsänger); Irène Friedli (Die Erscheinung der Lukrezia); Michael Laurenz (1. Erscheinung), Boguslaw Bidzinski (2. Erscheinung), Martin Zysset (3. Erscheinung), Oliver Widmer (4. Erscheinung), Thomas Tatzl (5. Erscheinung), Valeriy Murga (6. Erscheinung), Tomasz Slawinski (7. Erscheinung), Reinhard Mayr (8. Erscheinung), Pavel Daniluk (9. Erscheinung); Sen Guo (1. Engelsstimme), Rebeca Olvera (2. Engelsstimme), Sandra Trattnigg (3. Engelsstimme)
Weitere Vorstellungen 15., 18., 21., 30. Dezember 2011, 6., 12. Januar 2012