Mit der Verpflichtung des italienischen Komponisten Agostino Steffani 1688 zum Hofkapellmeister gelang dem Hannoverschen Herzogtum ein großer Coup. In der Strategie zur Erlangung der Kurwürde spielte eine kulturelle Offensive und damit eine Aufwertung des höfischen Musiklebens eine große Rolle. Nach der Erlangung der Kurwürde des welfischen Herrscherhauses und eines dadurch enorm gestiegenen Prestiges bedurfte es besonderer Anstrengungen, um anspruchsvolle, internationalem Standard genügende Repräsentation zu pflegen.
Dem vielfältig ausgebildeten Theologen, Diplomaten und Musiker A. Steffani gelang es, das neu erbaute, prachtvolle Opernhaus 1689 mit der Oper Enrico Leone spektakulär zu eröffnen. Mit seinen weiteren Werken für Hannover sicherte er der Welfenresidenz einen international wahrgenommenen Platz im Musikleben. Seine Kompositonen sind virtuose und expressive Vokalmusik, die durch exquisiten Einsatz eines farbigen Orchesters wirkungsvoll gestützt wird. Steffanis kompositorische Klasse beruht auf seiner Individualität. Wie kaum ein anderer nutzte er die Chancen, in der Kombination italienischer Virtuosität und Spontaneität mit französischer Eleganz und Raffinesse einen eigenen, mondänen Tonfall zu entwickeln. Für seine Inszenierungen engagierte er italienische Starsängerinnen und -sänger. Die Bühnentechnik des am Leineufer (an der Stelle des heutigen Plenarsaales des niedersächsischen Landtags) neu errichteten Opernhauses war auf dem neuesten Stand und sorgte für spektakuläre Effekte. So waren die hannoverschen Opernaufführungen Höhepunkte höfischer Kultur, vor allem aber künstlerisch-musikalische Highlights.
Nach der Aufführung von Enrico Leone in der Inszenierung von H. Wernicke unter Leitung von L. Rovatkay und dem Pasticcio Solche Wunderwercke!, zum 350igsten Geburtstag A. Steffanis von Musica Alta Ripa im hannoverschen Opernhaus dargeboten, wird jetzt ein weiteres Meisterwerk Steffanis, die 1691 uraufgeführte Oper Orlando generoso zum ersten Mal wiedererklingen. Von dieser Oper ist eine Partiturhandschrift in der Stadtbibliothek Hannover erhalten.
Das Werk wird in einer halbszenischen Produktion aufgeführt. Die szenische Konzeption besorgt Aurelia Eggers, die als Regisseurin an vielen Opernhäusern wirkt und u.a. auch die Regie bei Purcell in love 2006 und 2007 bei den Festwochen in Herrenhausen geführt hat.Mit Music Alta Ripa, dem hannoverschen Ensemble für Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, sorgt ein renommierter Klangkörper für instrumentale Farbigkeit und Reichtum an geblasenen, gestrichenen und gezupften Klängen. Die Träger des niedersächsischen Musikpreises 2002 sind immer wieder mit exquisiten Konzerten wie auch mit der erfolgreichen Festwochen-Produktion "Purcell in Love (2006) in Herrenhausen hervorgetreten.
Orlando generoso
Oper von Agostino Steffani
Musica Alta Ripa
Roberta Invernizzi, Cremona, Sopran Angelica
Susanne Rydén, Stockholm, Sopran Bradamante
Jörg Waschinski, Potsdam, Sopran Medoro
Kai Wessel, Köln, Altus Orlando
Franz Vitzthum, Heidelberg, Altus Ruggiero
Daniel Lager, Hannover, Altus Galafro
Wolf Matthias Friedrich, Bariton Atlante
Musikalische Leitung: Bernward Lohr
Szenische Konzeption: Aurelia Eggers
Tickets: 36,-/33,-/30,-/27,- und 22,- Euro
Barock-Abonnement
Anläßlich der Wiederaufführung von Orlando Generoso ist in der Stadtbibliothek die Ausstellung
"Agostino Steffani in Hannover" zu sehen.