Der Vater war Soldat, ein Kämpfer, ein Mann der Tat. Hamlet, der aufgeklärte Student und Intellektuelle, zweifelt und verzweifelt zunehmend an der eigenen Unfähigkeit zur Tat. Hamlet weiß, dass er zu intelligent ist für einen blinden Racheakt und zu abhängig, um ihn zu verweigern. Zu verletzt von der Mutter, um eine Liebesbeziehung zu Ophelia einzugehen, und zu verzweifelt, um diese zu retten. Um ihn herum gruppiert Shakespeare eine Generation spätadoleszenter junger Männer: Hedonisten wie Hamlets Studienkollegen Rosenkranz und Güldenstern; Draufgänger wie Laertes, der Sohn eines opportunistischen Staatsbeamten; zurückgelehnte Beobachter, die sich in gar nichts einmischen, wie Hamlets Freund Horatio.
Zum ersten Mal inszeniert der niederländische Theater- und Filmregisseur Theu Boermans am Schauspielhaus. Er untersucht anhand von Shakespeares wohl berühmtester Tragödie die Fragen nach Identität und Verantwortung in einer Zeit ohne Vorbilder noch gültiger Moral, in der die Analyse und das Bewusstwerden von Problemen, die Welt nicht mehr zu retten vermögen. Hamlet weicht aus in Maskeraden, bis er nicht mehr weiß, in welche Verkleidung er sich noch retten soll, und sich schließlich doch in den Kampf wirft – gegen einen würdigeren, weil soldatischen Königssohn, der nicht denkt, sondern kämpft und damit alle Zweifel überflüssig macht. Der Rest ist Krieg.
Zum Autor
William Shakespeare war Schauspieler, Autor, Teilhaber zweier englischer Theatertruppen und ein geschickter Geschäftsmann. Seinem Namen werden 34 Stücke zugeschrieben, seine Autorenschaft ist bis heut umstritten. Doch wer sie auch verfasste, die Texte zählen zu den bedeutendsten dramatischen Werken der Welt. Nach wie vor ist William Shakespeare der meistgespielte Autor auf deutschsprachigen Bühnen.
Zum Regisseur
Theu Boermans, geboren 1950 in Willemstad, Curaçao, gehört zu den großen Regisseuren in der seit langem wegweisenden Theatermetropole Amsterdam. Er machte als Erster das Werk von Werner Schwab und Rainald Goetz in den Niederlanden bekannt, inszenierte Gilgamesch und Ein Sommernachtstraum am Wiener Burgtheater, ist vielfach preisgekrönt für seine konsequent heutigen und höchst populären Klassikerinszenierungen von Sophokles bis Schnitzler. Seit 1988 leitet er verschiedene Theater (De Trust, jetzt De Theatercompanie) sowie seit 2005 das Internationale Theaterschul-Festival ITs in Amsterdam. Er steht als Schauspieler auf der Bühne und vor der Kamera, ist preisgekrönter Drehbuchautor, Film- und Fernsehregisseur und unterrichtet an diversen Schauspielschulen der Niederlande.
Deutsch von Marius von Mayenburg
Inszenierung Theu Boermans
Bühne Bernhard Hammer
Kostüme Marion Münch
Musik Helmut Neugebauer
Dramaturgie Andreas Karlaganis
Mit Rahul Chakraborty, Alexander Knaipp, Gustav Koenigs, Claudius Körber, Tomaš Klimann, Martin Papst, Claire Vivianne Sobottke, Birgit Stöger, Stefan Suske, Leon Ullrich, Franz Xaver Zach
Weitere Vorstellungen am 19., 20. und 29. Oktober sowie am 3., 13., 16 und 18. November 2010, jeweils 19.30 Uhr, Hauptbühne. Am 19. Dezember BEREITS um 15 Uhr, Hauptbühne. Weitere Vorstellungen ab Dezember
Tickets
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