Der Auftrag, Rache für den ermordeten Vater zu üben, das Abwägen zwischen richtig und falsch, das Schwanken zwischen Melancholie und sprühendem Witz, nicht zuletzt die Gegenüberstellung des Vaterlosen und zweier, deren Vater lebt und sich rege um die erwachsen werdenden Kinder kümmert, das Nebeneinander von privaten Beziehungen und Staatspolitik - am Schauspieltext entlang entwickelte Sturdy einen Tanzabend, der über all dem nicht vergessen lässt, dass Shakespeares „Hamlet“ auch ein Stück ist, bei dem gelacht werden darf.
Als William Shakespeare um 1600 herum den „Hamlet“ schrieb, bearbeitete er keinen unbekannten und oder gar völlig neuen Stoff: Die Geschichte des Dänenprinzen war seit dem Mittelalter bekannt – durch die Überlieferung des dänischen Chronisten Saxo Grammaticus und Stücke von Thomas Kyd und François de Belleforest. Auch die Mittel, die Shakespeare einsetzt, waren dem Publikum wohlbekannt: die Erscheinung des Ermordeten als Geist, die durchziehenden Schauspieler, Reden, Wahn und derbe Schwänke gehörten zum Repertoire vieler Theaterstücke. Neu jedoch war die Darstellung der Hauptfigur: Ein Mensch, der zwischen Denken und Handeln hin- und hergerissen ist und sich kaum zu einer Tat durchringen kann.
Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden viele Variationen und Umsetzungen in anderen künstlerischen Genres. Opern, Romane, seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch viele Filme – und nicht zuletzt Choreographien.
Musik von Johann Sebastian Bach, Samuel Barber, Arvo Pärt, Richard Wagner u. a.
Choreografie und Bühne: Joseph Sturdy
Kostüme: Christiane Devos
Licht: Erik Berglund
Valentin Juteau (Hamlet), Christian Bauch (Claudius), Simone Elisabeth Elliott (Gertrud), Enrico Palvarini (Polonius), Denislav Kanev (Laertes), Alexandra Audhuy (Ophelia), Timo Korjus (Horatio), Viktor Pènzes, Florian Seipelt (Rosenkranz & Güldenstern), Armin Frauenschuh (Fortinbras)
Ensemble des Balletts Chemnitz