In krisenhaften Zeiten sind die soziale Frage von Arm und Reich, die Debatten um zukunftsweisende Gesellschaftsmodelle und die Isolation und Einsamkeit des Individuums die Ingredienzien für Paul Scheerbarts zahlreiche Dramolette, jedes kaum länger als 10 Minuten. In ihnen radikalisiert er seine Figuren zu einem Reigen des Scheiterns. Ihre Protagonisten agieren in manischer Hyperaktivität, führen sich und die Gesellschaft in absoluter wie absurder Zuspitzung vor. Paul Scheerbarts Stücke sind verzerrende Hohlspiegel einer Gesellschaft, die es trotz prosperierender Ökonomie nicht schafft, eine positive Vision zu entwickeln und an Mangel von Empathie und Phantasie zugrunde geht.
Mit diesen Momentaufnahmen, die ein Brennglas auf den Mikrokosmos individueller, spielerischer, aber immer existentieller Machtausübung richten, ist Scheerbart ein nur selten gespielter revolutionärer Theatererneuerer, der auch einen Gegenentwurf zum Dogma neoliberaler Ausbeutung, Überwachung und inszenierter Individualität formuliert.
Es lebe Europa (Pause)
Die Puppe und die Dauerwurst
Die Urgrossmutter Der Direktor
Das Donnerwetter Das Mirakel
Der Schornsteinfeger Der Herr vom Jenseits
Paul Scheerbart, geboren 1863 in Danzig, übersiedelte nach dem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte 1887 nach
Berlin. Bis zu seinem Tod 1915 lebte er in ärmlichen Verhältnissen in Berlin Lichterfelde. Er gründete 1892 den Verlag
deutscher Phantasten und reüssierte 1902 mit dem Roman „Die große Revolution“ der ihm keinen finanziellen Erfolg, jedoch
erste Anerkennung in literarischen Kreisen einbrachte. Ernst Rowohlt verlegte 1909 als erstes Buch seines neuen Rowohlt
Verlages Scheerbarts Gedichtsammlung „Katerpoesie“. Scheerbart inspirierte mit seinem Aufsätzen über die „Glasarchitektur“ Bruno Taut, aber auch Walter Benjamin, der einen bewundernden Essay über Scheerbarts Lesebuch
„Lesabendio“ schrieb. Er verfasste außerdem Theorien über die radikale Modernisierung des Theaters, insbesondere des
Bühnenbildes. Paul Scheerbart schuf auch fantastische Federzeichnungen und arbeite jahrelang unermüdlich an der
Entwicklung des Perpetuum Mobile.
Mit ……………………………………………………. Johanna Paliege
Saskia von Winterfeld
Peter Beck
Uwe Neumann
Regie …………….……………………………..…… Jens Schmidl
Ausstattung ….………………………………….. Thomas Lorenz-Herting
Musik ……………………………………………….. Bernd Medek
Tickets (19/16/13 Euro) gibt es auf www.globe.berlin, bei Ticketmaster sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen.