Im Jahre 1844 schrieb Mendelssohn dieses Konzert im Alter von 35 Jahren. Bei der Abfassung des Soloparts machte er sich die praktischen Ratschläge des Geigers Ferdinand David zunutze, dem dann auch die Uraufführung anvertraut war. Die Stuttgarter Philharmoniker begleiteten Dalibor Karvay unter der zupackenden Leitung von Michael Güttler sogleich beim energiegeladenen ersten Satz Allegro molto appassionato mit nie nachlassender Präsenz, so konnte sich die Sangbarkeit der Solovioline wunderbar entfalten. Der lyrische Grundzug des Werkes kam ebenfalls nicht zu kurz. Die großzügige Fortspinnung dieses Werkes mündete nach der kraftvollen Wiederholung des Orchesters in einen Seitengedanken, der von leidenschaftlicher Unruhe erfüllt war. Diesen Aufruhr besänftigte die Solovioline dann souverän - und ruhig stimmten die Holzbläser das zweite Thema an. Schlichte Harmonie und edle Wärme kennzeichneten hier Dalibor Karvays reifes Spiel. Die Geige kostete diese Melodie ausdrucksvoll aus, bis sich das Thema wieder durchsetzte. Eine überaus virtuos musizierte Kadenz bildete den Abschluss der Durchführung. Feurig und fast ungezügelt beschloss die Coda den Satz. Das Andante klang dann wie ein geheimnisvolles "Lied ohne Worte". Dalibor Karvay betonte die empfindungsvolle Seligkeit dieser Melodie hervorragend. Das Finale wirkte in der effektvollen Wiedergabe glitzernd und schillernd, es hob nach kurzer Überleitung an. Aus Sonaten- und Rondoform entstand das einprägsame Thema. Dabei schimmerte die Poesie mondbeglänzten Elfenzaubers durch, der an Mendelssohns "Sommernachtstraum" erinnerte. Ritterliche Festlichkeit beherrschte das zweite Thema, das zuerst facettenreich im Orchester ertönte. Beseelte Gegenmelodien traten unter den funkelnden Eskapaden der Solovioline hervor.
Auf den begeisterten Applaus des Publikums ließ Dalibor Karvay eine Piece von Johann Sebastian Bach folgen.
Zum Abschluss erklang dann die Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27 von Sergej Rachmaninow aus dem Jahre 1907, die nach dem Uraufführungsdesaster seiner ersten Sinfonie endlich ein Erfolg wurde. Die Partitur wurde übrigens 2014 bei Soltheby's für etwa 1,5 Millionen Euro versteigert. Den Balladenton traf Michael Güttler als umsichtiger Dirigent der Stuttgarter Philharmoniker genau. Das Scherzo bestach durch eindrucksvolle dynamische Wechsel. Leidenschaftlich-glühend musizierten die Stuttgarter Philharmoniker das bewegende Adagio, dessen Elegie aber nicht sentimental wirkte. Im Finale kam es zu wilden Staccato-Ausbrüchen voll virtuoser Kraft. Der rhapsodische Grundzug und die melancholische Lyrik dieser Musik beeindruckte die Zuhörer bei dieser reifen Wiedergabe stark. Und auch die Tremolo-Passagen der Streicher überzeugten. Der Streicherteppich bettete die markant intonierenden Bläser immer wieder sehr geschickt ein. Und das langsame Adagio fesselte aufgrund des sensibel musizierten Klarinettensolos. Bei allem bombastischen Pomp interpretierte Michael Güttler dieses Werk mit den Stuttgarter Philharmonikern aber nie oberflächlich, sondern sehr tiefgründig und abgeklärt.
Viele "Bravo"-Rufe.